Kolbenfresser

Dieses Thema im Forum "Technik - Motor, Getriebe und Fahrwerk" wurde erstellt von bugeschi, 23. Oktober 2013.

  1. bugeschi

    bugeschi Aktives Mitglied

    115
    4. Juni 2007
    Hallo Pagodenfreunde,

    nun habe ich es geschafft: Kolbenfresser auf 2. Zylinder als Folgeschaden. Folgeschaden? Ja, als ich vor inzwischen 15 Jahren den Motor nach einem Kolbenfresser des 1 Zylinders komplett neu aufbauen ließ, sind u. a. auch neue Einspritzventile eingebaut worden. Nach ca. 500 Km lief der Motor mehr schlecht als recht und wurde wieder in die Werkstatt gegeben. Dort wurden alle Zündungsteile erneuert, Tank gereinigt, frisches Benzin getankt usw,denn der 2. Zylinder war nach Kerzenbild zu fett. Kompression stimmte. Erst nachdem uns nun so garnichts mehr einfiel, kam ich auf die Idee, die neuen Einspritzventile zu überprüfen. Und sie da: der 2 Zylinder hatte kein Ventil mehr. Das hatte sich über das Auslaßventil verabschiedet. So, und nun, 103.500 Km später hats nun den Kolben und die Ringe geschafft. Das Ganze auf der Autobahn bei gut 190 Km auf der Uhr. Einmal ordentlich geschnattert, Ölfahne aus den Auspuff ( im Rückspiegel war kein anderes Fahrzeug mehr zu sehen) , ab auf den Rastplatz und auf den Abschlepper warten. Dann mit Endoskop hineigesehen und einen recht zerlegten Koben gesehen.

    Nun haben wir also endlich wieder Arbeit für den Winter. Man gönnt sich ja sonst nichts. Noch sind wir uns nicht ganz sicher, ob wir die große Lösung oder die kleine anstreben. Nicht allein der Kohle wegen. Aber wenn der Schaden keine Spuren an der Zylinderlaufbahn hinterlassen hat, wäre auch eine kleine Lösung vorstellbar. Also erst einmal muß jetzt der Zylinderkopf runter und die Ölwanne ab. Gott sei Dank läßt sich der 2. Kolben auch noch ziehen, ohne den Motor ausbauen zu müssen.

    Warum eigentlich die Übertlegung klerine/große Lösung? Ganz einfach. Wir sind inzwischen Ende 60 und fahren bekanntlich diese Pagode bereits 39 Jahre. Und die hat inzwischen rund 430.000 Km auf der Uhr.

    Nun kommen ( weil auch noch andere Oldtimer und normale Fahrzeuge in unserer Garage stehen) etwa 5.000 - 7.000 Km jährlich hinzu.
    Das heißt: In 10 Jahren 50 - 70 TKm. Und ob ich oder meine Frau in 10 Jahren noch Autofahren können oder überhaupt noch auf diesem schönen Planeten sind, mag möglicher weise nur der Bischoff von Limburg wissen.
    Das bedeutet: Die kleine Lösung kostet weniger Kohle und es sind dann noch zwei Gehwagen dabei über. Dann soll sich doch unser Erbe um die große Lösung kümmern. Wenn er die Pagode schon geschenkt bekommt, soll er sich auch an den Kosten beteiligen. Vielleicht besucht er dann unsere Ruhestätte nicht mehr - aber was solls.

    So, nun muß der Motor erst einmal teilzerlegt werden. Mal sehen, was uns dann erwartet. Ich melde mich wieder.

    Herzliche Padodengrüße von der Elbe
    bugeschi
     
  2. hallolo

    hallolo zurück in D

    675
    25. Mai 2008
    Mein Beileid.

    Ich finde Eure Geschichte toll. Echte Treue.

    aber mit fast 190 auf der Uhr? Finde ich ehrlich gesagt fast schon fahrlässig wenn die letzte Revision schon so lange (>100 tkm) her ist, zumindest wurde Dein Mut ja offensichtlich nicht belohnt.

    Wenn ich Ende 60 bin, könnte ich fast genauso lange meine Pagode besitzen ... wenn ich das durchhalte, mal sehen

    Schönen Schrauberwinter jedenfalls wünscht Michael ..... und Kopf hoch !
     
  3. DB W113

    DB W113 Aktives Mitglied

    379
    12. August 2005
    Hallo Bugeschi,
    das ist schon sehr ärgerlich. Kopf hoch.
    Wie es zu dem Schaden kommen konnte, kann ich alledings nicht so recht nachvollziehen. Egal welche Lösung Du anstrebst. Besonders für die kleine Lösung sollte ein genaues Schadensbild ermittelt werden, bevor Du die nächsten Schritte unternimmst.

    Viele Grüße
    Gunther
     
  4. bugeschi

    bugeschi Aktives Mitglied

    115
    4. Juni 2007
    Kolbenfresser die 2.

    Liebe Pagodisten,,

    so, nun sind wir doch schon mal ein wenig weiter und - mit Eurer Hilfe - auch etwas schlauer. Der Motor ist offen, Zylinderkopf entfernt und Ölwanne abgebaut, dann den 2. Kolben gezogen, bzw. ziehen wollen. Ging fast nicht, da er fest war. Gott sei Dank sind die Zylinderwände bis auf 2 Senkrechtriefen ohne Schaden geblieben. Jetzt wird er neu gehohnt. Es muß also keine weitere Übergröße eingebaut werden, was die Kosten schon mal erheblich reduziert. Der Zylinderkopf wird jetzt geprüft, ggf. bekommt er neue Ventile und Führungen auf dem 2. Zylinder. Mal sehen, das da rauskommt. Ich habe mal versucht den defekten Kolben und die dazugehörige Zündkerze zu fotografieren. Sollte es mir gelingen, die Bilder hier einzustellen, würde ich mich freuen, Euren fachmännischen Kommentar zu lesen.

    Die Frage lautet: Was und warum wurde der Kolben vom 2. Zylinder so zerstört. Zur Erinnerung: Alle anderen sind noch ohne Spuren.Wie sagt der Motorenbauer " im fast neuwertigem Zustand incl. Hohnung usw".

    Bei der Gelegenheit: Die Meinungen der "Fachleute" bei der Besichtigung des Schadens gehen weit auseinander . Ich will sie hier nicht wiederholen, es interessiert mich Eure Meinung.

    Trotz allem: Viele Grüße von der Elbe
    bugeschi

    PS.: Ich bin mit der Pagode immer auch Vollgas gefahren. Unabhängig wieviel Km sie auf der Uhr hatte. Als der 113 noch "Brot und Butter-Auto" war, ist er ja auch gescheucht worden. Er muß es also auch abkönnen.
    Und wenn der Schaden sich schon ankündigte, wäre er auch bei sogenannter schonender Fahrweise aufgetreten. Nur vielleicht einig tausend Km später.

    Wenn ich nur mit 100 - 130 Km fahren will, kaufe ich mir gleich einen alten Diesel. Dann brauche ich keine 170 PS und den damit entsprechenden Verbrauch von Super Plus.
     

    Anhänge:

  5. luftikuskh

    luftikuskh Aktives Mitglied

    334
    5. Juni 2011
    Motorschaden

    Hohnen ohne Aufbohren ? Bei diesem kapitalen Schaden kann ich mir das nicht vorstellen. Der Zylinder selbst muß übel aussehen
     
  6. citynails

    citynails Aktives Mitglied

    460
    5. März 2006
    . . . ich habe noch nie einen derart zerstörten Kolben gesehen, da kann ich mir nicht vorstellen, daß die Zylinderwände noch gut aussehen sollen.
    Frank
     
  7. Memmo

    Memmo Memmo

    22. Mai 2008
    Hohnen

    Moin,

    ich bin kein Motorexperte aber besser ist es auf die nächste Übermaßgröße zu wechseln. Du brauchst ja auf jeden Fall neue Kolben, oder kann man die retten? ;))))))))

    Aufbohren, hohen und neue Kolben.

    ;)
    Grüße

    Memmo
     
  8. luftikuskh

    luftikuskh Aktives Mitglied

    334
    5. Juni 2011
    Motorschaden

    ich hatte einen Kolbenschaden, da sah der Kolben aber wesentlich unspektakulärer aus, Natürlich auf Zylinder 2
    Zylinder 1+2 waren immer Schwachstellen bei sämtlichen Baureihen,
    deshalb hat man sogar die Verdichtung der ersten2 Zylinder etwas reduziert.
    In meinem Fall alles nicht hilfreich.
    Fakt Kolben kaputt, Zylinderwand beschädigt, Pleuellager beschädigt,
    Pleuel selbst verbogen.
    Folge : komplettrevision des Motors mit allen Lagern + Kolben
    Glaube kaum daß Du einen Instandsetzer finden wirst, der bei dieser Laufzeit
    des Motors ein Flickwerk vornehmen wird
     
  9. majus

    majus mag 60er Jahre Mercedes

    980
    22. Mai 2005
    Genau das lag mir auch auf der Zunge. Bin aber eben kein Experte. Aber von meiner grundsätzlichen Arbeitsweise her würde ich

    a) vermuten, daß der Doktor wird bohren müssen
    b) wissen wollen, was da schief lief und kontrolieren, ob die anderen Zylinder wirklich "clean" sind, oder ob da das gleiche Drama zu erwarten ist.

    Grüße
    Marius
     
  10. heinz

    heinz Aktives Mitglied

    143
    8. April 2010
    Motorschaden

    Hallo Bugeschi.

    Dein Zitat:
    PS.: Ich bin mit der Pagode immer auch Vollgas gefahren. Unabhängig wieviel Km sie auf der Uhr hatte. Als der 113 noch "Brot und Butter-Auto" war, ist er ja auch gescheucht worden. Er muß es also auch abkönnen.
    Und wenn der Schaden sich schon ankündigte, wäre er auch bei sogenannter schonender Fahrweise aufgetreten. Nur vielleicht einig tausend Km später.


    Ich kann dir teilweise zustimmen, aber wenn du dein Auto weiterhin so "scheuchen" willst ist eine Teilreparatur nur am 2. Zylinder vergeudetes Geld bzw. wirst du keine verantwortungsbewuste Werkstätte finden die sich auf so ein Flickwerk einlässt. Aber die Frage ist, wo liegt die Ursache ? Offensichtlich wurde der Kolben durch extrem hohe Verbrennungstemperaturen zerstört. Die teilweise Abschmelzung der Ringzone ist ein Hinweis in diese Richtung. Mögliche Ursachen sind ein falscher Zündzeitpunkt ( Fehler im Verteiler)oder Kraftstoff mit geringer Klopffestigkeit. Da es sich in diesem Falle nur um den 2. Zylinder handelt wird es notwendig sein ein besonderes Augenmerk auf Zündverteiler, Einspritzdüse u. Ansaugtrakt zu legen.
    LG
    Heinz
     
  11. bugeschi

    bugeschi Aktives Mitglied

    115
    4. Juni 2007
    Kolbenfresser 3

    Hallo Pagodenfreunde,

    erst einmal herzlichen Dank für die Kommentare und mitfühlenden Worte. Es bleibt auch weiter das Geheimnis des Motors, warum der Kolben so zerstört wurde. Die Vermutungen, die ich lesen konne, decken sich mit denen meines Schraubers. Es könnte aber auch um eine der neu ( 3000 Km laufleistung) einbebauten NGK Kerzen handeln, die hier die Zerstörung verursacht hat.

    Der Mensch, der derzeit den Motor in Arbeit hat, ist ein ehemaliger - weil pensionierter Motorenbauermeister von Daimler. Er selbst hat neben einer Pagode noch mehrere Oldtimer von Mercedes, die er auch aufgebaut hat. Und wenn mir ein Fachmann dieses Kalibers sagt, es reicht ein Kolben des vorhandenen 1. Übermaßes dann geht dem folgende Überlegung voraus: Der Motor müßte dann noch etwa 50 - 70 tKm halten. Dann ist er sowieso mehr oder weniger am Ende und bedarf eine Generalrevision. So jedenfalls meine Erfahrungen. Und die basieren auf 38 Jahre mit dieser Pagode. Und es ist mir in dieser Zeit wohl fast alles schon mal untergekommen, was einem so im einem Autoleben unterkommen kann.

    Die erste Maschine hat 175.000 Km gehalten (Kolbenfresser auf dem 1. Zylinder) der 2 Motor, der jetzt drin ist, 165.000 Km. Dann er nahm sehr viel Öl und wurde komplett erneuert. Kolben, Lager, Zylinderkopf usw. und mit dem 1. Übermaß versehen. Wenn also das 2. Übermahß rein müsste, wäre das nach meiner Phílosophie die schon beschriebene "große Lösung". Und wenn der Motor jetzt noch 50 - 70 tKm hält, bedeutet das für meine jährliche Fahrleistung ca. 10 Jahre. Und wie schon geschrieben, ob ich dann noch Autofahren kann, weiß nur der, der gute Verbindungen nach oben hat.

    So, nun wollen wir mal sehen, wann wir das gute Stück wieder zum laufen bringen und was dann die "kleine Lösung" unterm Strich gekostet hat.

    Herzliche Grüße von der Elbe

    bugeschi
     
  12. bugeschi

    bugeschi Aktives Mitglied

    115
    4. Juni 2007
    Kolbenfresser die 4.

    Hallo Pagodenfreunde,

    seit dem 1.11. läuft die Mühle wieder. Am 18.10. hat es geknallt, jetzt steht noch das "Feintuning" an. Erneuter Ölwechsel, Zündung prüfen usw. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Ein neuer Kolben, am Zylinderkopf alle Ventile und die Führungen neu, die Einspritzdüsen sicherheitshalber auch neu. Das wars. Wir hatten auf den anderen Zylindern so gut wie keine Laufspuhen. Desgl. an den Pleul - und Kurbelwellenlagern. Der Meister war überrascht, wie wenig Spuren die 100.000 Km hinterlassen haben.

    Jetzt werden wir den Motor vorsichtig einfahren. Vielleicht schaffen wir ja bis zum Beginn des Winterwetters noch die obligatorischen 1.500 Km. Wenn nicht: Warten bis das Frühjahr kommt. Auf jeden Fall hat uns die "kleine Lösung" richtig Geld gespart und die Reperatur wurde in nicht einmal 3 Wochen durchgeführt.

    Wenn unsere Rechnung aufgeht, haben wir erst einmal für eine Weile Ruhe. Wenn nicht: Dann muß unser Reservemotor aufgebaut werden.
    Drum hoffen wir, dass die kleine Lösung die nächsten 70.000 Km hält.

    Schöne Grüße von der Elbe
    bugeschi

    :
     
  13. RJJ

    RJJ Aktives Mitglied

    60
    16. Juni 2013
    Meine Meinung ....

    Hallo

    Schaden Kolbenfresser

    Auffällig sind die festsitzenden Kolbenringe. Diesen sollten sich eigentlich bewegen können bzw. im ausgebauten Zustand sollten diese aufgrund der Öffnung aufgehen. Im freien, d.h. nicht eingebauten Zustand sind Kolbenringe nicht kreisrund, sondern haben eine definierte unrunde Form und eine Öffnung – die Maulweite.

    Diese hier sind alle drei fest und die Kolbennut ist mit Partikeln zugesetzt. Vor allem der unterste Ring, der „Ölabstreifring“ ist zugesätzt. Dieser ist auch auf den Bilder gut zu erkennen .
    Durch die Kompression werden die Ringe an die Zylinderwand gedrückt und damit eine Abdichtung nach unten gegeben. Der Kolbenboden zeigt eine Oberflächenzerrüttung, die mich an eine Oberfläche mit Schädigung durch Stromübergang bzw. Schädigung durch Kavitationschädigung erinnert. Die Oberfläche scheint etwas aufgeschmolzen zu sein ?
    Auffällig ist noch die gut sichtbare, nicht geschädigte Oberfläche in der Kolbenmitte.
    Bei dem Schaden am Kolben könnte es sich um einen gestörter Verbrennungsablauf handeln. Dies gehen in der Regel mit erheblichen Druck und Temperaturerhöhungen einher was sich auf den Bilder am Kolbenboden gut zeigt.
    Der ungesteuerte Verbrennungsablauf könnte aufgrund von zu geringem Ventilspiel und falsch montierten oder beschädigten Zylinderkopfdichtungen verursacht werden.
    Auch zu mageres Kraftstoff-Luft-Gemisch durch falsche Einstellungen oder Störungen am Gemischregler bzw. der Einspritzung kann solch ein Schadensbild hervorrufen. Daraus kann in der Folge Glühzündung (Kopfbetrieb) entstehen.
    Die kolpfende Verbrennung. Es kommt zur schlagartigen Verbrennung des Gemischteils im Brennraum. Dabei läuft die Verbrennung am Anfang regulär von dem Zündfunke starten an. Gasdruck steigt wie die Flammfront sich ausbreitet. Die noch nicht erfassten Gemischteile in der Brennkammer haben somit Zeit eine Vorreaktion zu bilden und es kommt zur spontan Entfammung. Diese Bereiche Verbrennen dann mit einer höheren Brenngeschwindigkeit und es kommt zu Druckspitzen. Es kommt zur Druckwelle mit einemhöheren Wärmeübergang zwischen Gas und umgebendem Bauteil. Es kommt zu kleinsten Schmelpunkten am Kolbenboden und Materialabtrag.
    Ich nehme mal an, das es durch falsche Einstellungen am Zylinder 2 zu verstärkter Rückstandbildung gekommen ist Der Zylinder hat eine Mischform zwischen klopfender Verbrennung und Glühzündung durchgemacht.
    Am Kolbenboden kommt es zu Materialablösungen, diese setzten die Ringe zu was eine starke Wärmeentwicklung zur Folge hat. Daraus verstärkt sich die Spirale und es kommt zum Kolbenfresser.


    Abhilfe: Bei Motoren auf richtige Einstellung der Einspritzanlage sowie auf Undichtigkeiten achten. Zündkerzen mit vorgeschriebenem Wärmewert einbauen. Zündzeitpunkt und Zündverstellung usw. kontrollieren.

    Viele Grüsse Rene
     
Schlagworte:
Müller Classic Motors
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