Vorstellung und Erfahrungsbericht (Export/Import)

Dieses Thema im Forum "Erfahrungsaustausch" wurde erstellt von Alltagsstern, 23. März 2015.

  1. Alltagsstern

    Alltagsstern Mitglied

    6
    14. Januar 2015
    Hallo zusammen

    Mein Name ist Pascal, ich wohne in Basel und habe seit ein paar Wochen eine 1968er Pagode (280 SL Automatik) in meiner Garage stehen, die ich in Deutschland erworben und in die Schweiz importiert habe. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich für die vielen Beiträge hier im Forum bedanken, die mir bei der Suche eines passenden Fahrzeuges geholfen haben. In Zukunft möchte ich mich aktiv hier einbinden, auch wenn ich zu Beginn vermutlich nicht so viel beitragen kann.

    Als Einstand möchte ich euch von der Überführung meiner Pagode von Deutschland in die Schweiz berichten, vielleicht kann ja jemand von dieser Erfahrung profitieren.

    1. Transport
    Transport mittels Miettransporter
    Leider habe ich keinen Miettransporter gefunden, den ich mit meinem B-Führerschein fahren darf. Unter den üblichen Anbietern (Sixt, Avis, Hertz, Europcar etc.) ist in Deutschland kein entsprechendes Fahrzeug gelistet. In der Schweiz hat Europcar einen passenden Transporter im Fuhrpark, dieser war jedoch für meine Terminoptionen nicht verfügbar.

    Zudem braucht man diesen Miettransporter zweimal. Einmal zum Transport in die Schweiz und dann nochmal zum Transport der Pagode zur MFK für den Prüfungstermin. In der Zwischenzeit ist ein Bewegen der Pagode auf öffentlichen Strassen nicht möglich.

    Transport komplett auf eigener Achse
    Über einen Transport komplett auf eigener Achse über 500km habe ich ebenfalls nachgedacht. Aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen im Februar, der Sommerreifen auf der Pagode und der Tatsache, dass ich einen Oldtimer vorher noch nicht über eine so lange Strecke bewegt habe, war mir das Risiko für einen Transport komplett auf eigener Achse zu gross.

    Transport per Spedition bis zur Grenze und dann auf eigener Achse
    Ich habe mich schlussendlich dazu entschieden, die Pagode an eine Adresse in Deutschland, direkt an der Schweizer Grenze liefern zu lassen. Dort habe ich deutsche Ausfuhrkennzeichen erworben und dann die Pagode auf eigener Achse nach Basel überführt.

    2. Ausfuhr
    Ausfuhrversicherung
    Die Ausfuhrversicherung habe ich im Internet bei Nondos bestellt. Für 30 Tage habe ich knapp 70€ bezahlt. Die Erstellung einer EVB (elektronischen Versicherungsbestätigung) war nicht möglich, ich habe jedoch bereits am nächsten Tag die Versicherungsdoppelkarte sowie die grüne Versicherungskarte per Post erhalten. Das Beginn-Datum war auf der Karte noch nicht eingetragen, somit konnte ich selbst den Beginn der 30 Tage bestimmen.

    Mein Problem bei der Ausfuhrversicherung war das Fehlen einer Vollkasko- / Kollisionskaskoversicherung. Die verschiedenen Versicherer bieten für Ausfuhrkennzeichen nur Haftpflichtversicherungen hab. Auf der Suche nach der Möglichkeit für eine zusätzliche Vollkasko- / Kollisionskaskoversicherung hat mir mein Versicherer in der Schweiz (Helvetia Versicherungen) weitergeholfen. Hier war es möglich, dass meine Kaskoversicherung bereits mit den deutschen Ausfuhrkennzeichen in Kraft trat. Damit war ich auf der sicheren Seite.

    Ausfuhrkennzeichen
    Für die Zulassung bei der Zulassungsstelle in Lörrach habe ich die Versicherungsdoppelkarte, den Fahrzeugbrief und -schein (Zulassungsbescheinigung Teil 1 und 2) sowie das Dokument zur aktuellen Hauptuntersuchung benötigt. Ausserdem muss man für das Ausfuhrkennzeichen das Fahrzeug vor Ort haben, damit die Fahrgestellnummer überprüft werden kann. Da ich die Pagode nicht dabei hatte, habe ich eine Bestätigung erhalten, dass ich mit ungestempelten Kennzeichen mit der Pagode erneut zur Zulassungsstelle fahren darf, um diese dort vorzuführen.

    3. Einfuhr
    Zoll
    Da ich für die Pagode keine EU-Übereinstimmungsbescheinigung nachweisen konnte, musste ich am Zoll neben der Automobil- und Mehrwertsteuer auch Zollabgaben entrichten, die mit 14 CHF pro 100kg Fahrzeuggewicht jedoch nur einen Bruchteil der Gesamtabgaben ausmachten.

    Am kompliziertesten war bei der Verzollung das Ausfüllen der Zolldeklaration. Trotz Anraten des Zollbeamten, diese Deklaration durch eine Verzollungsagentur vor Ort durchführen zu lassen, habe ich mich dazu entschieden, das Formular selbst am PC des Zollamtes auszufüllen. Ich hatte mich vorab ein wenig in die Materie eingelesen und mein Wirtschaftsstudium sowie Englischkenntnisse, die ein wenig über das übliche Urlaubsenglisch hinausgehen haben dazu beigetragen, dass ich das Formular fast fehlerfrei jedoch nach einer gefühlten Ewigkeit schliesslich fertig ausgefüllt hatte. Das nächste Mal würde ich das Formular vorab im Internet ausfüllen, dann kann man dies gemütlich bei einer Tasse Kaffee erledigen. Ich möchte hier nicht auf die Details eingehen, soviel sei jedoch gesagt, es wird mehr verlangt als nur die Auskunft über Modellbezeichnung, Gewicht und Kaufpreis.

    MFK
    Für die Vorführung der Pagode muss vorab ein Termin bei der MFK (analog TÜV in Deutschland) vereinbart werden. In Basel muss man dazu in die Clarastrasse, eine online Terminvereinbarung war nicht möglich. Da ich erfahren hatte, dass man auf einen Termin mehrere Wochen warten muss, wollte ich diesen bereits im Vorfeld vereinbaren. Leider muss man zur Terminvereinbarung neben dem Fahrzeugbrief das vom Zoll abgestempelte Einfuhrformular vorlegen. Somit ist eine Terminvereinbarung erst nach erfolgtem Import möglich. Ich hatte Glück und habe innerhalb der 30tägigen Gültigkeit meiner Kennzeichen einen Termin erhalten. Am Ende hatte ich einen Puffer von 5 Tagen.

    Zum Prüfungstermin bei der MFK sind verschiedene Dokumente mitzunehmen. Hier ist die im Internet publizierte Liste leider nicht ganz korrekt. Auf Nachfrage bei der MFK wurde mir schriftlich bestätigt, dass ich keine Abgas- und Lärmemissionswerte nachweisen muss, obwohl dies im Internet anders publiziert ist. Leider habe ich die Pagode trotz aktueller TÜV-Abnahme nicht auf Anhieb durch die MFK gebracht (u.a. waren die vorderen Stossdämpfer ausserhalb des Toleranzbereiches und der Gummiüberzug des Bremspedals war an der rechten Kante zu stark abgenutzt). Der Folgetermin für die MFK lag dann 2 Tage nach dem Gültigkeitsende meiner Kennzeichen. Zum Glück war auch dafür schnell eine Lösung gefunden. Bei der Terminvergabe habe ich eine Bescheinigung erhalten, dass ich ohne Kennzeichen zur MFK fahren darf.

    Beim Folgetermin wurden dann die behobenen Probleme begutachtet und die Veteranenprüfung durchgeführt. Dazu hat der Werkstattchef die Pagode genau unter die Lupe genommen. Für eine Veteranenzulassung (Oldtimerzulassung) muss das Fahrzeug in einem sowohl technisch als auch optisch einwandfreien Zustand sein – das war es :) Für die Zulassung als Veteranenfahrzeug (Oldtimer) musste ich zusätzlich das Formular "Antrag für die Zulassung als Veteranenfahrzeug" (http://www.baselland.ch/fileadmin/baselland/files/docs/jpd/mfp/fahrzeug/veteranenantrag.pdf) ausfüllen. Im Feld Stamm-Nr ist die Nummer einzutragen, die man vom Zoll auf dem Formular 13.20A erhalten hat. Die übrigen Felder erklären sich von selbst. Mit der Veteranenzulassung darf ich nun maximal 3.000km pro Jahr fahren, dafür zahle ich deutlich weniger Steuer pro Jahr und muss nur alle 6 Jahre zur MFK.

    4. Resümee
    Es war ein langer Weg vom Kauf der Pagode in Deutschland bis zum Anbringen der Kontrollschilder in der Schweiz. Aber nun ist es geschafft und die vielen, teilweise umsonst gegangenen Wege sind vergessen. Es waren auch viele bürokratische Hürden zu nehmen, aber die Menschen dahinter waren sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz durchwegs hilfsbereit und freundlich.
    Nun kann die erste richtige Ausfahrt kommen. :autofahrer:
    Pascal
     
Müller Classic Motors
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