Klackerndes Geräusch am/im Motor

Dieses Thema im Forum "Technik - Motor, Getriebe und Fahrwerk" wurde erstellt von JB267, 4. Mai 2024.

  1. MartinK

    MartinK schraubt hemdsärmelig

    19. Mai 2012
    Das ist nicht wahr! Der Öldruck ist (es sei denn du operierst den Motor an der Verschleißgrenze, dass der Zeiger nur noch müde am unteren Anschlag baumelt) kein Hinweis, nicht mal Ansatzweise, die Qualität eines Motors oder einer Motorrevision zu beurteilen. Vergiss das bitte ganz schnell und verbreite das nicht.

    Diese Mär hält sich so hartnäckig wie eine Fistel am Hintern. Ein mir bekannter Mechaniker füllt in neu überholte Mercedesmotoren immer 20W-50 oder 20W-60, weil der Öldruckzeiger dann am oberen Anschlag festgewachsen ist und es keine Kundenreklamationen gibt. Es ist in einigen Mercedes-Oldtimer Werkstätten deshalb verpönt, das nach Handbuch vorgeschriebene 10W-30 zu nehmen, weil die Kunden alle über wenig Öldruck jammern. Das ist Realität und die Kunden wollen es so. So eng kann man die Toleranzen hat nicht machen, ohne dass es knirscht. Wenn die Toleranzen zu eng sind, dann hast du einen super Öldruck, das Öl geht aber nicht in ausreichender Menge durch das Lager um es ausreichend zu kühlen. Kühlen ist mit die wichtigste Aufgabe des Öls und das geht nur über Volumenfluss! Also braucht man ausreichend Lagerluft. Wenn einem 10W-30 zu heikel erscheint, mein Gott, dann nimmt man 10W-40, aber dann hört der Spaß auf. In die Pagode gehört meiner Meinung nach kein 50er Öl.

    Der Öldruck unterliegt so vielen Einflussgrößen, dass es schlicht nicht möglich ist, das als Bezugsgröße zu nehmen. Alleine 50 Umdrehungen mehr Leerlauf oder nicht oder 10 Grad Öltemperatur mehr oder weniger, machen bei einem Motor um die Leerlaufdrehzahl herum 0,5 Bar aus. Ich hatte einen interessanten Email-Verkehr mit einem ganz großen Produzenten von meinen "geliebten" Oldtimer-Ölen. Der hat mir geschrieben, dass er generell keine Öldruckdiskussionen führt, das sei endlos und wertlos und schmierstofftechnisch ein akademisches Sandkastenspiel. Auf meine Frage hin, warum sie denn dieses Zeug produzieren bekam ich die Antwort: "Weil es eine Nachfrage gibt". Ich habe irritiert gefragt, warum sie nicht das technisch bessere Zeug anbieten. Antwort: "Weil es keine Nachfrage gibt, dass sich das lohnt." (!) Nochmal: Die Kunden verlangen technisch unterlegene Schmierstoffe, deshalb werden sie produziert. Er empfiehlt auch völlig emotionslos, stets den Schmierstoff zu verwenden, der herstellerseitig für die betroffene Klimazone vorgesehen ist. Punkt aus. Man kann die W-Viskosität ohne Schaden absenken, die Heißviskosität sollte man beibehalten.

    Viel wichtiger als Öldruck ist ein kontinuierlich hoher Ölfluss, der nicht zwingend mit dem Öldruck korreliert. Das ist arg technisch zu erklären aber im Grunde ist es für das Lager besser, mehr Liter pro minute zu bekommen als mehr bar. Der Öldruck wird im Leerlauf nur dafür benötigt, das Öl entgegen der Zentrifugalkraft in die sich drehende Kurbelwelle zu pressen. Ab etwa unterhalb 0,5 Bar reicht dieser Druck eben nicht mehr aus. Liegt der Druck darüber, wird die Kurbelwelle mit Öl gefüllt und wenn es erst mal drin ist, wird es mit der Kraft der Rotation wieder nach außen in die Lager gedrückt. Dieser Zentrifugaldruck ("G-Kräfte") steigt in der Kurbelwelle um ein vielfaches an und im Lager selbst ändern sich die Druckverhältnisse eh schlagartig.

    Der Öldruck ist kein Maß für eine gelungene oder misslungene Motorrevision!

    Gruß, Martin
     
    Zuletzt bearbeitet: 6. Mai 2024
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  2. Mark-RE

    Mark-RE Aktives Mitglied

    19. Juni 2018
    Ich kenn das nur so, dass die Motoren bei richtigem Öl (XW40) und in richtig warm eher um die 2 bar liegen.
    Gibt natürlich auch Öldruckanzeigen, die zeigen immer 3 bar an, auch wenn der Motor aus ist...

    Bei 0,5 bar an nem neu überholten Motor würde ich traurig gucken...
    Daimler selbst gibt zumindest bei späteren Motoren 0,5 bar als Verschleißgrenze an.

    Wenn der Motor klappert UND 0,5 bar Öldruck im Leerlauf warm hat, dann ist das meißtens n Lagerschaden.
    Davon das er nur 0,5 bar Leerlauf warm hat, ist hingegend nicht zwingend etwas kaputt.
    Wenn der Motor klappert, aber vollen Öldruck hat, dann ist das tendentiell eher kein Lagerschaden...

    Bleibt durchs Internet aber alles Rätselraten...
    N Kolbenbolzen klappert eher im Leerlauf, n Kolbenkipper kommt bei den Motoren mit den langen Kolben eher selten vor.
    Andere Dinge wie ne zu lange Wandlerschraube oder zu viel Spiel im Passlager sind natürlich auch Dinge, die zu Geräuschen führen können.
    Manchmal auch nur ne lose Schraube am Auspuff...

    N 60er Öl gehört da einfach nicht rein. Öldruck ist etwas, das muss in ausreichendem Druck vorhanden sein, aber nicht "möglichst hoch", das geht auf die Pumpe und wäscht einem die Lager aus. Da gehört heut zu Tage n XW40 rein... Fertig.

    Bei den neuen Autos ist das was anderes. Da liegen Kabelbäume im Öl, da sind ganz andere Passungen drinnen, da sind Zahnriemen im Öl die kein falsches Öl vertragen, da sind Ölqualitätssensoren drin die die Leistung abregeln wenn kein OE Öl drin ist, etc.

    Bei den alten Autos kann man einfach n 10W40 oder 15W40 rein kippen und fertig. Da braucht man kein Classic und kein Garnix, sondern einfach sauberes und flüssiges Motoröl. Das hab ich in der Werkstatt auch in alle Motoren rein gekippt (10er hatten wir immer vom Fass) und es ist keiner am Öl verreckt.

    Die Motorschäden die wir in 20 Jahren hatten, kriege ich auf eine Hand. Das war meisstens von anderen Werkstätten kaputt geschraubt, dann war da mal n gerissener Alublock dabei, n klemmendes Öldruckregelventil an nem 2.3 16V, aber das wars eigentlich. Die ganzen Oldtimermotoren die ich gemacht hatte, kamen schon alle als Schrott bei mir an.
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. Mai 2024
Müller Classic Motors
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