Motor geht beim Gas geben aus

Dieses Thema im Forum "Technik - Motor, Getriebe und Fahrwerk" wurde erstellt von 113ok, 19. Juli 2006.

  1. 113ok

    113ok Mitglied

    19
    12. September 2005
    Hallo,

    Erstversuch - kann mir jemand bei folgendem Problem helfen.
    Mein 230er SL aus Mexico ist bisher noch keinen Meter gefahren :( !
    Beim Kauf drehte der Motor noch gut hoch, jetzt stirbt er beim hochdrehen ab.
    Startverhalten + Leerlauf sind OK.
    Zündung, Kraftstoff, Kerzen, Reguliergestänge etc. wurden bereits überprüft.
    Da der Motor zwischenzeitlich nicht benutzt wurde, vermute ich einen "hängenden" Fliehkraftregler an der Einspritzpumpe.
    Letztere soll nun ausgebaut und gecheckt werden - bevor Sie (für viel Geld :( ) zum Einspritzpumpenspezi versandt wird.
    Habt Ihr eine Idee, was die Ursache für mein Problem sein könnte?

    Danke!

    Kay
     
  2. Pagodenschrauber

    Pagodenschrauber lebt schon fast hier

    14. Mai 2004
    Für mich wäre die ESP immer das letzte Glied in der zu prüfenden Kette. In über 90% der Fälle ist die ESP immer o.k.!

    Falls jedoch alles andere o.k. ist, dann wende Dich doch mal an Robert Nolte hier, bevor Du evtl. das Sparschwein schon mal schlachtest.

    Gruss Chris
     
  3. Ulli

    Ulli Altbenzlenker

    3. April 2004
    Hallo, Kay,

    kann mich der Meinung von Chris nur anschließen. Die Pumpe immer als allerletzes! In der Regel liegts woanders dran. Die Fehlermöglichkeiten sind so komplex, das (auch aus Unkenntnis) meistens leider einfach alles auf die ESP geschoben wird.

    Wenn er zuvor einwandfrei gelaufen ist und hochgedreht hat, sitzt wahrscheinlich irgendwo Dreck in der Benzinleitung, bzw. ein Filter zu. Hat der Wagen länger gestanden? An einen Pumpendefekt glaube ich da eher nicht, zumal Startverhalten und Leerlauf ja o.k. sind, wie Du sagst. Also springt er doch jedesmal wieder sofort vernünftig an, oder?

    Was verstehst Du unter einem "hängenden Fliehkraftregler" der ESP? Ein Bauteil dieser Bezeichnung gibts nicht. Die Einspritzmenge der Pumpe wird vorgegeben durch die Regelstange. Von ihr hört man gelegentlich, daß sie "hängt". Der am Ende der (Pumpen-)Nockenwelle sitzende Fliehgewichtsträger beeinflußt nur gering den Raumnocken und damit indirekt und gering die Regelstange. Ich weiß nicht, ob Du das evt. gemeint hast, aber ich glaube nicht, daß dies Dein Problem ist.

    Gruß

    Ulli
     
  4. 113ok

    113ok Mitglied

    19
    12. September 2005
    Hallo Chris, hallo Ulli,

    vielen Dank für Eure Tipps. :klatsch:
    Werde mich erstmal auf die Benzinzufuhr (-druck) konzentrieren, da der Tank gewechselt wurde!
    Der Wagen springt tatsächlich zuverlässig an, aber auch gefühlvolles Beschleunigen führt sofort zum Absterben des Motors.
    Ich meinte übrigens den Fliehgewichtsträger d.h. meine Vermutung, daß die Fliehgewichte "eingerostet" sind und sich nicht mehr bewegen.

    Gruss

    Kay
     
  5. Robert Nolte

    Robert Nolte Robert Nolte

    241
    25. Januar 2005
    Hallo Kay und andere ,
    Du hast wie Du schreibst einen 230SL der besitzt eine Einspritzpumpe PES...
    KL.... mit dem m e c h a n i s c h en Regler EP/RLA....
    Dieser Regler regelt die Fördermenge in Abhängigkeit von Drehzahl,Lastzustand,Kühlwassertemperatur und atmosphärischem Druck.
    Aud dem Reglerteil ist ein sogenannter " Raumnocken " gelagert.
    Dieser wird drehzahlabhängig verschoben und lastabhängig verdreht.
    Eine kugelige Rolle tastet dabei die Nockenbahn ab.Die Bewegung der Tastrolle
    wird über Rollenhebel und Umlenkhebel auf die Regelstange übertragen.
    Deshalb greifen die Korektureinflüsse im Drehpunkt des Umlenkhebels ein.
    Dann haben wir noch einen Startmagneten der beim Anlassen direkt auf die
    Regelstange drückt.(Und nur der greift als einziges direkt auf die Regelstange).

    Mit dem Gashebel wird also nur der Raumnocken gedreht.Keinesfalls hat das Gasgeben irgendeinen direkten Einfluß auf die Regelstange oder ist gar mit
    Ihr verbunden.(Mechanisch)
    Die Tastrolle ist mit der Regelstange verbunden und durch das verdrehen des Raumnockens (durch das Gaspedal) wird die Tastrolle hoch oder runter
    bewegt.
    Der Raumnocken besitzt eine ausgefräßte Oberfläche auf der die verschiedenen Lastzustände des Motors abgebildet sind.Und deshalb wird
    beim Gasgeben und damit einer bestimmten Lage des Raumnockens die Tastrolle ein bestimmtes Platzverhalten einnehmen.Und in dieser Folge stellt
    sich die Regelstange an der die Pumpenkolben befestigt sind auf ein vorgegebenes Maß ein.Die Spritmenge die jetzt dieser Gaspedalstellung entspricht wird nun dem Motor zugeführt.
    Deshalb besitzt jeder Motor nach Hubraum und Drehzahl einen entsprechenden Raumnocken der in Versuchen ermittelt wurde und danach sein gefräßtes Profil erhalten hat.
    Der Raumnocken wird durch den Verstellhebel mechanisch gedreht
    in etwa 90°.(Durch das Gaspedal also den Fahrer)
    Er wird aber auch axial verschoben und zwar durch den mechanischen Regler und der wiederum wird von 3 Federn beinflußt und zwei Fliehgewichten.
    Und das ist eine der Wichtigsten und bei Fehlern an der Pumpe auch die
    kniffligste Stelle die am meisten Zeit frißt.
    Wir haben an der Stelle drei unterschiedliche Federn und zwar eine für den Leerlauf,eine für die Teillast und eine für die Vollast.
    Diese Federn können durch Einstellschrauben jede für sich allein eingestellt
    werden.
    Wenn der Raumnocken sich also auch axial verschiebt,dann ist deshalb an
    diesen Stellen widerrum ein anderes Lastprofil eingefräßt.Und deshalb steht
    die Tastrolle wieder an einer anderen Stelle.Da die Tastrolle mechanisch mit
    der Regelstange verbunden ist,haben wir nun wieder eine Beeinflussung der
    Spritmenge.
    Ich bin aus eigener Erfahrung nicht der Meinung das die Einspritzpumpe als
    letztes verantwortlich ist.Meine Erfahrung sagt vielmehr das diese mittlerweile ganz entscheidend dafür verantwortlich ob ein Auto gut läuft
    oder eben läuft.
    Die Pumpen haben bei den Kolben geläppte Oberflächen.Also im tausendstel
    Bereich.
    In Folge von Abnutzung fördert die Pumpe nicht mehr die richtigen damals
    vorgegebenen Mengen.
    Und schon muß man mehr Gas geben als notwendig und vorallem die Stellung der Drosselklappe istdadurch auch weiter als vorgegeben.
    Der Motor besitzt aber je nach Drehzahl nur ein bestimmtes Saugvermögen.
    (Luftgeschwindigkeit,Zustand luftfilter,Zustand Kolbenringe,etc).
    Und schon addieren sich Fehler und Störungen zu einem schlechten Ganzen.
    Das Drehmoment und das Leistungsverhalten kann man ganz klar mit der
    Pumpe entscheident beeinflussen.
    Ist der Motor mechanisch in Ordnung dann kann man eine schlechte Pumpe
    und eine optimale buchstäblich selbst erfahren.Guter Motor und schlappe
    Pumpe fahrt sich so zäh wie Lebkuchenteig.
    Habe diese Woche die Möglichkeit gehabt das Auto von Frank Pillokat zu fahren wo Klaus den Motor gemacht hatte.Das Ding dreht blitzlebendig hoch
    und reagiert aufs Gas so bissig wie das Finanzamt auf eine Steuernachzahlung.Der Motor macht richtig Laune und das versteh ich von
    einem richtigen Zusammenspiel aller Komponenten.
    Die Einspritzpumpe ist mittlerweile mindestens so Fehlerbehaftet wie die
    anderen Komponenten.
    Wenn der Wagen beim Gasgeben abstirbt so ist mit großer Wahrscheinlichkeit die Pumpe verantwortlich.
    Anspringen und Leerlauf funktionieren dann trotzdem noch,aber das weitere
    Laufen wird entscheidend von der Pumpenmechanik bestimmt.

    Gruß auch an alle andersdenkenden und nichts für ungut.
    Robert:):confused::(:bierkrug:
     
  6. coca-light

    coca-light Aktives Mitglied

    526
    16. Juli 2006
    Hallo Robert :)

    Das muss ich mir ein paar Mal durchlesen bis es klick klack macht :klatsch:
    Danke für die tollen Infos!

    Ich hätte drei Fragen dazu:


    a) wie kann ich möglichst einfach, ohne Vergleich und technische Hilfmittel feststellen, ob (m)ein
    M127.981 "gut" läuft" oder "läuft" ?

    b) wenn a nicht so leicht zu bestimmen ist, wie kann ich es dann feststellen und welche Hilfsmittel (Messgeräte, Tester, etc. ) brauche ich idealer Weise dazu ?

    c) da Du sehr gute Erfahrung u.a. mit dem M127 II hast würde mich interessieren, wie sich der Motor verhält, wenn der mindest notwendige Förderdruck der Kraftstoffpumpe grenzwertig ist, also am unteren Limit ist, oder noch weiter darunter sinkt...
    Also wie würde es sich am Motorlauf auswirken?
    Unruhiger Leerlauf?
    Schlechte Gasannahme.... etc.?

    Danke im Voraus für Deine Tipps !


    Viele Grüße
    Peter
     
  7. lowin

    lowin Aktives Mitglied

    18. April 2004
    Um eine ESP beurteilen und ggf. auch reparieren zu können, muß man sehr viel Erfahrung, aber auch genau so zwingend einen entsprechenden Prüfstand haben. Der Robert Nolte hat beides.
     

    Anhänge:

  8. coca-light

    coca-light Aktives Mitglied

    526
    16. Juli 2006
    Hallo Norbert...

    Hallo Norbert,

    ja das dachte ich mir schon...

    Gibt es trotzdem typische Indizien die darauf hinweisen, ob eine ESP und/oder der Motor selbst nicht optimal laufen?

    Ich meine natürlich nicht die offensichtlichen Dinge wie unrunder Motorlauf und was es alles gibt... sondern Anzeichen selbst bei scheinbar gutem Zustand des Motors.

    Wie kann ich denn als Nicht-Spezialist erkennen ob es für eine ESP / den Motor an der Zeit ist einen Spezialisten aufzusuchen?

    Ich denke die Vielzahl aller Pagodenliebhaber sind zufrieden, wenn ihr Sternchen einfach "läuft", würden aber durchaus auch gerne den Weg zum Spezialisten suchen, wenn sie vorher abschätzen könnten und wüssten, worauf man achten muss - ob es überhaupt nötig ist?

    Nicht jeder hat um sich herum täglich andere Pagoden stehen mit denen man vergleichen kann oder einen Spezialisten mit Prüfstand "um die Ecke", bei dem man Mal eben so vorbei schauen kann, etc. ... :)


    Weiß jemand etwas zu c) ?

    Viele Grüße
    Peter
     
  9. Robert Nolte

    Robert Nolte Robert Nolte

    241
    25. Januar 2005
    Hallo Peter,
    Du brauchst einen möglichst guten Motortester an dem Du alle Einstellungen
    wie Schließwinkel,Zündzeitpunkt,Kerzen ,Stecker und die mechanische Zündseite überprüfen kannst.
    Wenn möglich dann noch Ventilspiel und Nockenwelle checken.Alle Schläuche
    dran und dicht und am Schluß einen Kompressionstest.
    Wenn alles ok dann laufenlassen und den Co Gehalt messen.
    Dein 230er muß eine R 11 Pumpe haben.Bei dieser sitzt vorne eine Verschlußkappsel aus Stahl mit einem Sechskant dran.(Schlüsselweite 10)
    Diese abschrauben und beim leichten Gasgeben muß sich die darunter befindliche Stange(Regelstange) selbständig ein Stück bewegen.
    Tut sie das nicht dann Motor abstellen und eine Schraube M5 in das in der Stange befindliche Gewinde etwa 4 Gänge eindrehen.
    Vorsichtig raus und rein bewegen am Schluß muß die im Gewinde steckende
    Schraube selbstätig zurücklaufen.
    Schraube raus und Motor wieder laufen lassen.Mit etwas Glück nimmt er jetzt wieder das Gas an.
    Wenn nicht dann geht der Zauber weiter ab das ist in einer Mail etwas zu umfangreich.
    Die Einspritzpumpe kann leider nur auf einem Prüfstand überprüft und gegebenenfalls justiert werden.Das war früher schon so und ist bis heute
    nicht besser geworden.
    Wenn Dein Auto sauber anspringt,locker durchläuft kalt und warm sowie
    sauber rausdreht in den einzelnen Gängen,ja dann brauchst Du natürlich
    nichts machen.
    Aber das ist bei Autos die länger nicht liefen nicht so oft der Fall.
    Geh auf jeden Fall zu einem der sich damit auskennt und nicht zu jemanden
    der nur sagt das er sich auskennt.Die Voraussetzung das Du denn richtigen
    erkennst,wird wesentlich erleichert durch ein Studium der Philosophie mit dem Schwerpunkt Menschenkunde.
    Viele hier im Pagodentreff und auch anderswo können von falschen Experten berichten.Leider wird man immer eine Stange Geld los bis man
    schlauer geworden ist.
    Es gibt aber auch nicht zuletzt durch den Pagodentreff auch gute Erfahrungen und da wünsch ich Dir jetzt einfach mal für Dich und Dein Auto
    das Du das Quentchen Glück hast.
    Gruß Robert:):bierkrug::)
     
  10. 113ok

    113ok Mitglied

    19
    12. September 2005
    Hallo Robert und Andere ,

    vielen Dank für Eure z.T. sehr umfassenden Ausführungen zum Thema Einspritzpumpe.:klatsch:
    An der Spritzufuhr liegt es bei meinem Problem (Motor geht beim Beschleunigen aus) definitiv nicht, denn die Kerzen sind eher nass - Tank und Filter wurden gereinigt.
    Hast Du vielleicht eine Idee, da der Motor ja vor der Standzeit bereits lief!
    Zwischenzeitlich wurden eigentlich nur die richtigen Zündkerzen eingebaut, sämtliche Öle, Gummischläuche und eben Tank und Kraftstoffilter erneuert.

    Gruss

    Kay
     
Schlagworte:
Müller Classic Motors
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