Holzteile aufarbeiten

Restauration  von den Holzteilen der Pagode 

Vorwort

Ich habe diesen Beitrag verfasst, weil ich dieses Forum seit kurzem regelmäßig besuche und froh bin, dass ich immer ein offenes Ohr für meine Probleme finde.

Noch ein kurzes Wort zu meiner Pagode. Sie ist wohl nicht die Beste. Für´s Auge schön anzuschauen, aber das Unheil liegt im Verborgenen!

Ich kenne diese Pagode schon seit 4 Jahren. Zum Vorbesitzer (einem Freund von mir) habe ich schon immer gesagt: "Sollte ich einmal deinen 230´er kaufen, restauriere ich als erstes das Holz!"

Im Januar 2006 war es soweit, das Unheil hat begonnen!.

 

Nun zum Eigentlichen:

1. Ausbau der Teile:

    Holzablage und Lautsprecherblende ist ja das Problem nicht (Lautsprecher wird nur durch zwei Metallstifte gehalten, einfach rausziehen).

    Die zwei Fensterschlüssel haben es da schon mehr in sich. Der rechte ist noch relativ einfach zum ausbauen. Handschuhfach, Radioblende und Uhr entfernen und die zwei blauen

     Kunststoffmuttern lösen (ich habe auch schon gehört das es auch graue und schwarze geben soll ). Um den linken auszubauen muss mindestens der Drehzahlmesser raus, damit man die

    drei Schrauben lösen kann. Abb.1  

 

Abbildung 1

2. Entlacken der Teile:

    Ich habe alle vier Teile mit Abbeizer entlackt. Zu empfehlen ist "Krähe Abbeizer ", das Beste was es gibt.

    Die Teile dick mit der gel-artigen Masse einschmieren, einige Zeit einwirken lassen und den Lack mit einer Spachtel abziehen. Funktioniert erstaunlicherweise sehr gut .

    Nach dem Abbeizen die Teile gut mit Wasser abwaschen und mind. über Nacht trocknen lassen . Abb. 2-4

Abbildung 2-4

     Zum Thema Holzart:

    Entgegen vieler Meinungen, sind meine Holzteile in Teak und nicht in Nussbaum. Vielleicht liegt es auch daran, dass es in der damaligen Zeit viele Teakmöbel gab, die den Wohnstil der 60´er Jahre

    prägten! Mercedes ist ja schon immer sehr vielseitig was Holzinterieur betrifft. Wurzelnuss, Zebrano, Buche .....

    Meiner Meinung nach ist auch eine hochglanzpolierte Wurzelnuss-Ausstattung in einer Pagode total deplaziert.

 

3. Reparatur der Lautsprecherblende:

    Ich habe die Lautsprecherblende komplett zerlegt und ein neues Furnier aufgeleimt. Die Blende war, wie auch die Schlüssel durchgeschliffen.

    Nach dem furnieren habe ich die kleinen Leisten einzeln wieder aufgeleimt. Eine wurde mit Buchenholz erneuert (siehe Bild 6, helle Leiste).

    Diese Leiste wurde gesondert gebeizt um den Honigton wieder zu erreichen .

 

Abbildung 5 u. 6

4. Holzschlüssel neu furnieren:

    Als erstes habe ich mir für beide Schlüssel eine Holzunterlage gemacht, um die Gewindebolzen nicht zu verletzen. Sie dient auch später zum Verleimen des Furniers.

    Für den rechten Schlüssel ist diese Unterlage auch sehr wichtig, sonst würde sich die Armaturenausbuchtung beim vacuumieren verformen.

    Die beiden Teile werden als erstes mit 80´er Schleifpapier aufgerauht, um eine optimale Haftung zu erzielen. Es muss aber nicht das ganze alte Furnier ab, wichtig ist nur das aufrauhen!

5. Furnier herrichten:

    Ich habe mir das Furnier mit ca. 1 cm Übermaß zugeschnitten und dann mit einer Furnierklebemaschine übernäht (heißer Schmelzfaden). Kreuz und quer "vernähen", um das Reißen des Funiers zu    

    vermeiden.

    Wenn so eine Maschine nicht vorhanden ist, sollte man irgendwas verwenden das sich beim dämpfen nicht löst, dann aber nach dem furnieren wieder ab geht (Tesa, Kreppband).

 

6. Jetzt muss es schnell gehen!

    Das Furnier wird mit einem formstabilen Leimharz +Härter verleimt. Danach wird das Furnier mit reichlich Wasser und Bügeleisen gedämpft (ca. 2 min dämpfen). Anschließend nass auf den mit Leim     

    eingepinselten Schlüssel legen. Jetzt kommt eine Lage Lochfolie drauf (entzieht beim vacuumieren gleichmäßig die Luft), danach Flies (wichtig für die Verteilung der Luft! Würde man nur eine Folie

    verwenden, könnten sich Lufteinschlüsse bilden) und dann steckt man das ganze in einen Foliensack oder wie bei mir in einen Rahmen mit Siliconfolie.

    Jetzt wird ein Unterdruck mittels einer Vacuumpumpe erzeugt, dann habe ich das ganze in einer Wärmekammer bei 60° C ca. 3 Stunden  ausgebacken, da sehr viel Feuchtigkeit vorhanden ist.

    Ohne Hitze sollte dieser Vorgang mindestens 12-18 Std. dauern .   

 

7. Das Schlimmste ist vorbei!.

    Jetzt ist das ganze kein Problem mehr, überstehendes Furnier entfernen und dann mit 120´,150´ und 180´er Schleifpapier vorsichtig feinschleifen.

    Nun werden alle Teile mit einer ganz leichten Spritzbeize getönt (aber nur sehr leicht), diese dient nur um eine Farbgleichheit zu erzielen und ist dann außerdem etwas Farbstabiler (bleicht dann  in der

    Sonne auch nicht so stark aus).

    Dann geht's ans Lackieren. Ich habe einen farblosen PU-Füllgrund verwendet  --!!!!!!!--bitte keinen Autolack verwenden, wäre der größte Fehler den man machen kann!

    (ist nicht elastisch genug für Holz)  --!!!!!!--

    Je nach Teil 3-6 mal aufgetragen, dazwischen immer mit 240´er Lackschleifpapier trocken schleiffen.

 

     Als Endlack habe ich einen seidenglänzenden Lack verwendet (Geschmackssache), man könnte genau so einen Hochglanzlack verwenden und zum Schluss schwabbeln, aber org. wurde auch ein matter  

     Lack verwendet.

 

8. Hier das fertige Resultat :

9. Viel Spaß beim nachmachen.

    Wenn es Probleme gibt stehe ich gerne zur Verfügung.

    Anbei noch eine Kleine Liste der verwendeten Produkte:

    1. Die Krähe Abbeizer (erhältlich in gut sortierten Farbgeschäften)

    2. Leimharz formstabil mit Härter Fa. Bindulin   http://www.bindulin.de/

    3. Spritzbeize  Fa. Adler   http://www.adler-lacke.com/index.jsp

    4. PU-Füllgrund Fa. Adler

    5. PU-Lack  G70 Fa. Adler

 

    Viel Spaß

    Gerhard Ott 

Veröffentlicht:
18. August 2017
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