Mercedes M130983 Motor mit 200 PS

Dieses Thema im Forum "Technik - Motor, Getriebe und Fahrwerk" wurde erstellt von benzdoktor, 8. Juli 2022.

  1. benzdoktor

    benzdoktor Aktives Mitglied

    681
    30. Mai 2006
    Hallo Forum,
    ein Kunde von mir möchte seinen M130E Motor auf 200 PS aufgeblasen haben , jetzt meine Frage gibt es Unterlagen von AMG oder anderen Motorenbauern die das schon gemacht haben....oder das noch machen?
    Sollte das nicht mehr gehen...will mein Kunde einen 3,5er 8 Zylindermotor einbauen lassen,
    was ich selber nicht so gut finde.
    Gruß Lars
     
  2. lowin

    lowin Aktives Mitglied

    18. April 2004
    Im SL-Club Pagode ist nach meiner Erinnerung mindestens ein Mitglied mit einem AMG 280SL.
    Vielleicht kann man dort einen kontakt zum besitzer herstellen.
    Viele Erfolg
    norber
    t
     
  3. MartinK

    MartinK schraubt hemdsärmelig

    19. Mai 2012
    Es ist die Frage, ob die 200PS Höchstleistung am Ende nicht nur eine Zahl ist. Den meisten wäre doch bereits geholfen, wenn die 170PS schon mal verfügbar wären. :hammer: Naja, wenn man die Besitzer fragt, laufen alle super.

    Entscheidend ist doch wie immer die perfekte Gesamtabstimmung. Man kann dem Motor aber bereits mit geringen Modifikationen so auf die Beine helfen, dass er viel mehr Spaß macht. Alles mit klassischer Optimierung für mehr Füllung.

    Der Zylinderkopf mit dem völlig antiquierten Brennraum ist ein Problem bei der Leistungssteigerung.

    Ich habe meinen 230SL auf knapp 2.4 Liter bohren lassen. Die Kolben und Pleuel sind Sonderanfertigungen, die nur noch die Hälfte der Originale wiegen. Zylinderkopf vom 250SL (größere Ventile, der 230SL hat die gleiche Ventilgröße wie der 220SEb) mit einer weiter optimierten 230SL - Nockenwelle. Die Verdichtung haben wir bei 9.5 belassen. Dazu ein speziell abgestimmtes praktisch streuungsfreies "Pümpchen". Das Ganze wurde dann auf der Rolle unter Fahrbedingungen abgestimmt. Der Verteiler ist der Originale 046 mit sanft mehr Frühzündung und Pertronix-Modul. Insgesamt viel Arbeit, nix Plug-And-Play.

    Im Ergebnis stehen an den Rädern mit Super 95 ermittelte 159 PS Motorleistung bei 5750 UpM und zwischen 2500 und 5500 UpM liegen mindestens 200NM an, in der Spitze sind es 210Nm. Alles keine umwerfenden Zahlen, aber vom Fahren her ein Gedicht. Laufruhe und eine Leichtigkeit in der Drehfreude sind mit dem Originalaufbau nicht zu vergleichen. Ein Mitfahrer hat mal vorsichtig eine BMW-artige Laufruhe des R6 geäußert.

    IMG_20201020_1438159.jpg

    Realistisch betrachtet sehe ich den M130E mit den genannten Modifikationen bei eher 185PS. Ist die Frage, ob ein solcher Motor in der Fahrbarkeit dem 350er nicht spürbar überlegen ist. Für mehr Leistung müsste man auf Superplus gehen und ehrlich gesagt würde ich ohne Klopfsensor dann auch nicht weitermachen. Denn nach viel Leistung kommt kaputt.

    Gruß, Martin
     
    Zuletzt bearbeitet: 10. Juli 2022
  4. Facelvega

    Facelvega Aktives Mitglied

    721
    13. September 2017
    Ich hatte im vergangenen Jahr meine Pagode auf einem Prüfstand, weil ich hierzu gerade in einem Mercedes Rennstall die Gelegenheit hatte.

    Geprüft wurde auf einem Scheitelrollenprüfstand der Firma MAHA, der gegenüber einem Doppelrollenprüfstand weniger Schlupf hat. Das ist allerdings bei den Rennautos wichtig und weniger bei der Pagode.
    Meine Daten:

    280 SL Automatic ( hydraulische Kupplung und kein Wandlergetriebe), Laufleistung des Original
    Mercedes AT Motors ca. 30.000 km
    - Reifen sind eingefahren, Luftdruck 2,5 bar

    - Ventile neu eingestellt

    - neue Zündkerzen sowie Luftfilter

    - serienmäßiger Verteiler mit Bosch-Zündkerze und Vorwiderstand

    - Servolenkung

    - Tankfüllung ca. 20 L Super Plus

    - Org. neuer Viscolüfter mit 7 Flügel

    - ESP vor 2000 km überholt und feinjustiert.

    - CO Wert 3,1 % Getestet wurde:

    A. Normleistung mit Korrektur nach EWG 80/1269
    B. Motorleistung
    C. Radleistung
    D. Schleppleistung
    E. Max. Leistung bei x km/h
    F. Max Drehmoment
    G. Max Geschwindigkeit
    H. Umgebungstemperatur
    I. Ansaugluft Temperatur
    J. Rel. Luftfeuchtigkeit
    K. Luftdruck

    Meßvorgang:

    Beim Ausrollvorgang wird die Schleppleistung gemessen; Radleistung + Schleppleistung ergibt die
    Motorleistung. Die dynamischen und statischen Verluste werden über die Schleppleistung ermittelt. Der Schlupf betrug 2% nicht zuletzt wegen Verwendung des Scheitelrollenprüfstandes.

    Test1 ---------------------------------- Test2

    A: 173,23 PS ------------------------- 179,50 PS bei 5.500 UpM
    B:169,00 PS ------------------------ 176,10 PS
    C:141,79 PS ------------------------ 147,66 PS
    D: 27,21 PS ------------------------- 28,44 PS
    E:
    F: 235 Nm bei 5735 UpM ------------- 242 Nm
    G:194 km/h -------------------------- 197 km/h
    H: 28,5 Grad C ----------------------- Dto
    I: 32,0 Grad C ----------------------- dto
    J: 49% ------------------------------- dto
    K: 995,5 hPa -------------------------- dto


    Für Test 2 wurden folgende Änderungen durchgeführt.

    - Benzin wurde gegen 102 Oktan Aral getauscht
    - Zündspule wurde gegen eine Hochleistungszündspule mit 40.000 V und ohne Vorwiderstand gewechselt
    - Der Zündverteiler wurde gegen eine 123ignition Tune gewechselt
    - Iridium Zündkerzen wurden eingebaut
    - Viscolüfter wurde gegen den elektrischen Lüfter getauscht.
    - Während dem Testlauf wurde an der 123ignition TUNE über den USB-Anschluss die Kurve in der Krümmung und Steigung schrittweise verändert, bis der max. Leistungspunkt erreicht wurde.

    Beim Beschleunigen wurde die Durchzugskraft im wesentlichen im Bereich zwischen 2000 und 4000 RPM deutlich erhöht wobei über 4.900 UpM sich eine Normalität des Motors einstellte.
    Über dieser Drehzahl kommt wohl der auch für die Produktionszeit eher altmodische Motoraufbau ohne Querstromkopf und ohne doppelte Nockenwelle zum tragen. Die Kombination aus Zündungstausch, Wechsel der Zündspule und Benzin sowie fehlendem Viscolüfter ergaben eine merkliche Verbesserung.

    Ich habe diesen Test nicht gemacht, um die Pagode zu trimmen oder zu tunen, sondern wegen der sich bietenden Gelegenheit wollte ich einfach wissen, wie selbst kleine Änderungen Auswirkungen haben.

    Die gefühlte Trägheit meiner Pagode resultiert aus der Ausstattung mit dem Automatik-Getriebe. Ich habe vorgestern eine Pagode mit Schaltgetriebe fahren können und das Fahrzeug fühlte sich agiler an. Ein Umbau auf Schaltgetriebe kommt, so schön es auch wäre, für mich nicht in Frage.
    Eine Pagode ist ein sportliches bequemes Fahrzeug aber eben kein Sportwagen und es wird, auch wenn man es will, keiner werden.
    Gruss Alfred
     
    Zuletzt bearbeitet: 10. Juli 2022
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  5. benzdoktor

    benzdoktor Aktives Mitglied

    681
    30. Mai 2006
    Hallo Alfred,
    das der M130E viel mehr Frühzündung vertragen kann das weiß ich hier aus meinen versuchen.
    Folgendes habe ich bis jetzt herausgefunden:
    Nockenwelle vom 230SL Motor
    Kurbelwelle mit Pleuel vom M110 ...da halten dann auch die Lagerschalen, und der Motor ist noch Drehzahlfester
    Eisenmann Abgasanlage mit Fächerkrümmer
    Drosselklappe ohne Vorwärmung
    Känale bearbeiten
    ESP anpassen lassen
    Leider habe ich immer noch keine Infos....wie AMG da den Motor aufgebaut hat.
    Gruß Lars
     
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  6. MartinK

    MartinK schraubt hemdsärmelig

    19. Mai 2012
    Hei, ich würde nicht nachfragen, wie AMG das vielleicht vor 50 Jahren gemacht hat, ich würde jemanden fragen, wie man das heute macht. Die Grundlagen der Motoroptimierung sind im Prinzip ja dieselben. Da hat sich nichts geändert. Mehr Füllung, bessere Verbrennung, leichtere Materialien, mehr Verdichtung. Leistung ist Arbeit pro Zeiteinheit, auf den Motor angewendet Drehzahl mal Drehmoment. Das sind die Variablen.

    Im Wesentlichen liegt der Erfolg der Leistungssteigerung in der Erhöhung des Drehmoments weil du die Drehzahl oben heraus nicht beliebig erhöhen kannst und die Höchstleistung durch Anhebung der Grenzdrehzahl nutzt am Ende auch keiner. Das sieht dann nur auf dem Papier gut aus wenn dann 200 PS da stehen, aber du am Ende den Motor mit 7000 Umdrehungen dafür arbeiten lassen musst.

    Für eine wirklich merkliche Leistungssteigerung musst du im fahrbaren Drehzahlbereich das Drehmoment spürbar erhöhen um bei gleicher Drehzahl mehr Drehmoment, also auch mehr Leistung zu haben. Das kannst du im wesentlichen durch mehr Füllung, mehr Verdichtung (Brennräume verkleinern) und längere Pleuel erzielen, weil ein längeres Pleuel im Kreisprozess einfach länger auf die Kurbelwelle einwirkt und damit mehr Arbeit verrichtet. Im Prinzip könnte man noch die Kurbelwelle umschleifen für mehr Hub, etwas aufbohren so dass du insgesamt auf 2,9 oder 3 l Hubraum kommst was das ganze natürlich noch wesentlich verbessert. Dann sind 200 PS sicherlich ein realistischer Wert.

    Ob du am Ende durch Frühzündung und Super Plus statt 170 dann 172 PS hast oder durch Polieren der Kanäle noch 173 PS spielt für meine Begriffe keine Rolle, das sind dann Kleinigkeiten die on top auf die mechanischen Veränderungen noch drauf kommen und das ganze dann abrunden.

    Ohne tiefgreifende mechanische Veränderungen wirst du keine merkliche Leistungserhöhung bekommen, von der man am Ende sagen kann dass sie nicht mehr innerhalb der Meßtoleranz liegt.

    Gruß, Martin
     
    Zuletzt bearbeitet: 10. Juli 2022
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  7. WRe

    WRe Aktives Mitglied

    14. April 2009
    Hallo Alfred,
    vielen Dank für deine Bemühungen und deinen interessanten Bericht.
    Bemerkenswert ist für mich allerdings, dass sich doch der mE hohe Mehraufwand von Test 2 in Zahlen (+3,5 - 4%) nur wenig bemerkbar macht, gegenüber deinem persönlichen Fahrgefühl.
    ...WRe
     
  8. benzdoktor

    benzdoktor Aktives Mitglied

    681
    30. Mai 2006
    Hallo Martin,
    mehr Hubraum ...habe ich auch schon gedacht...nur mit mehr Zylinderbohrung kommt man beim M130 nicht weiter.
    Stellt sich jetzt die Frage...was für ein Pleuel benötige ich dann....Kolben würde ich anfertigen lassen, wer hat das schon versucht?
    Gruß Lars
     
  9. Facelvega

    Facelvega Aktives Mitglied

    721
    13. September 2017
    Ja, das ist richtig, aber ich hatte die Gelegenheit mit wenig Aufwand meine Konfiguration zu testen und bin mit dem Ergebnis zufrieden. Mein Motor scheint also richtig eingestellt zu sein, ESP komplett von Hans optimiert sowie ein bischen mit der 123 Tune gespielt. Mehr ist halt nicht drin ohne gravierende Eingriffe, die mein Motorenbauer, der zu 80% Rennmotoren tuned, machen könnte. Aber was bringen 20 Mehr-PS in einer Pagode mit Automaticgetriebe?
     
    Zuletzt bearbeitet: 11. Juli 2022
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  10. MartinK

    MartinK schraubt hemdsärmelig

    19. Mai 2012
    Ich. Angefertigte H-Schaftpleuel 22mm länger, Kompressinshöhe entsprechend mit Sonderkolben angepasst. Wir haben zur Verringerung der Gewichte dann 15mm Kolbenbolzen genommen statt 24. Die Kolben wiegen nur die Hälfte. Bezüglich Hubraum bleibt dann nur mehr Hub durch Umschleifen der Kurbelwelle. Das wollte ich der vierfach gelagerten Welle vom M127 nicht zumuten. Die M110 Welle verkraftet das. Der Kunde muss am Ende Geld in die Hand nehmen, so viel ist sicher.
     
    fersterer hermann gefällt das.
  11. benzdoktor

    benzdoktor Aktives Mitglied

    681
    30. Mai 2006
    Hallo Martin,
    um dann auf 3 Liter zu kommen muss die Kurbelwelle um 2,6 mm umgeschliffen werden...komme dann auf 57,365 mm Durchmesser der Lagerstelle der Kurbelwelle.
    Ergibt 5,2 mm mehr Hub..also 84 mm..statt 78,8.
    Das muss doch zu machen sein.
    Gruß Lars
     
  12. benzdoktor

    benzdoktor Aktives Mitglied

    681
    30. Mai 2006
    Hallo Martin,
    also es müsste auch noch 3,1 Liter gehen 87x87 mit den Lagerschalen vom M104 ....wie mein C36.
    Die M110 Kurbelwelle packt das , und dann sollte der Motor auch genügend Kraft haben...und ist in der Pagode nicht so Kopflastig ..wie mit nem M116.980.
    Also hab hier noch zwei Motoren rumstehen, gehe das mal an....das muss doch zu wuppern sein.
    Gruß Lars
     
    Bernhard R. gefällt das.
  13. MartinK

    MartinK schraubt hemdsärmelig

    19. Mai 2012
    Am Ende kostet es auch nicht wenig, den 350er in den Motorraum zu pflanzen, das Geld würde ich eher in die Optimierung des M130 stecken, es wird der bessere Motor sein.
     
  14. benzdoktor

    benzdoktor Aktives Mitglied

    681
    30. Mai 2006
    Hallo Martin,
    ja so denke ich auch...deshalb versuche ich das mal.
    Gruß Lars
     
  15. ralf560sec

    ralf560sec Aktives Mitglied

    62
    15. Februar 2005
    Hallo Lars, wie machst du das mit dem Rad für die Kette vorne an der M110er Welle?
    Gruss Ralf
     
  16. benzdoktor

    benzdoktor Aktives Mitglied

    681
    30. Mai 2006
    Hallo Ralf,
    Kurbelwellenzahnrad kommt vom M130, es wird eine Büchse dafür benötigtund das vordere Gegengewicht bekommt die Markierung für die ESP.
    Gruß Lars
     
  17. Sinan

    Sinan Aktives Mitglied

    23. November 2004
    xxxxxx
     
    Zuletzt bearbeitet: 27. Oktober 2023
  18. MartinK

    MartinK schraubt hemdsärmelig

    19. Mai 2012
    Bei vielen anderen Marken (Porsche, Volvo, Opel, Fiat, etc) wird gerne mal modifiziert, um den Motoren entweder noch etwas auf die Beine zu helfen oder um im Revisionsprozess einfach unauffällig auf moderne und aktuelle Technik aufzurüsten. Andere Kolben/Pleuel, leichtere Ventile, Nockenwelle umschleifen, etc. Bei Mercedes ist das irgendwie noch nicht richtig angekommen.
     
  19. meisternle

    meisternle Aktives Mitglied

    374
    17. Februar 2011
    .

    ... ja, schaut man sich diese Menschen an die sowas nötig haben, dann fällt auf, dass denen der Hubraum wo anders fehlt ....

    Diese Gedanken/ Themen sind doch völlig aus der Zeit gefallen.

    Zum Ursprung: Weshalb meint man bei einer Pagode 30 PS mehr zu brauchen?
    Möglichkeit 1: Ist schlecht eingestell und defekt und/oder hat Automatik (Ölrührwerk)
    Möglichkeit 2: Dem Halter feht der notwendige "Hubraum" an entscheidender Stelle
    Möglichkeit 3: Potenzverstärker, besonders auffällig bei älteren Porschfahrer

    Es gibt genügend Autos, die um Klassen agiler u. mit weniger Krafstoff laufen und auch nicht so gewalit stinken.
     
  20. Facelvega

    Facelvega Aktives Mitglied

    721
    13. September 2017
    Woher diese Annahme?
    als ewiger Porschefahrer sehe ich diese Aussage eher in umgekehrtem Sinn.
     
Müller Classic Motors
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