Ein Jahr Pagode - Erfahrungsbericht

Dieses Thema im Forum "Erfahrungsaustausch" wurde erstellt von OliBru, 24. Januar 2025.

  1. OliBru

    OliBru Aktives Mitglied

    240
    11. Juni 2024
    So, für die meisten erfahrenen von Euch vermutlich uninteressant, weil - kennt ihr alles selbst - aber es kommen ja doch auch immer wieder mal neue Mitglieder dazu, wie ich sehe. Vielleicht mags ja jemand lesen, sonst kann man das auch gerne wieder löschen:

    Seit einem Jahr Pagodenbesitzer

    Zunächst mal, nicht um irgendjemanden in irgendeiner Weise zu kritisieren oder zu klassifizieren, meine persönliche Pagodenbesitzer-Einordnung. Da gibt es für mich 4 Kategorien (alle respektabel!).

    1. Alleskönner und Experten
    Die kaufen eine alte Gurke, zerlegen sie bis auf die letzte Schraube und haben nach einiger Zeit (manchmal auch ein paar Jahren), ein Top-Fahrzeug da stehen, dass man nur bewundern kann. Meistens doch mit irgendwelchen ingenieurtechnischen oder mechanischen Vorkenntnissen.

    2. Könner
    Die machen das allermeiste selbst und scheuen sich auch nicht ein Teil zu zerlegen, von dem ich nicht mal wusste, dass man es überhaupt zerlegen kann.

    3. Willige
    Die trauen sich an ein paar Sachen, manchmal auch schwierige, ran und versuchen Werkstattbesuche so weit möglich zu vermeiden. Sie haben aber doch größten Respekt und sind - zumindest am Anfang - eher besorgt was kaputt zu machen als zu heilen.

    4. Zuschauer
    Die bringen ihre Pagode lieber immer zur Werkstatt und verlegen sich ganz auf das Genießen des Fahrens.

    Ich gehöre zur Klasse 3, "Willige" und zur, hier nicht näher erläuterten Unterkategorie 'Halb-Bekloppte' (dazu später mehr).

    Vor dem Kauf bin ich öfter zu Ausfahrten eingeladen worden und bin mit allerhand Autos durch die Gegend gefahren. Es hat mir jedes Mal riesigen Spaß gemacht. Und ein paar Jahre ging ich mit dem Gedanken schwanger, mir einen eigenen Oldtimer zu kaufen. Die Pagode mochte ich schon immer und sie war auch mein Favorit.

    Schließlich, zu Beginn des letzten Jahres gab es eine Gelegenheit. Ein 230 SL, Bj.1965 mit Gutachten 1. Preis: 100.000 €.
    P Kauf.jpg
    Natürlich bin ich staunend um das Auto herumgelaufen, habe so fachmännisch draufgeschaut wie eine Blondine mit Minirock unter die Motorhaube (7. Sinn, Sendung in den 70ern), aber konnte freilich überhaupt nicht bewerten, ob das mit der Klasse 1 so stimmt und wie ich es hätte überprüfen können.

    Ich kannte aber den Besitzer der Werkstatt seit vielen Jahren, auch seine Mitschrauber und hatte Vertrauen in ihn. Es gab jede Menge Bilder und auch Videos von der kompletten Restaurierung, ich konnte nichts entdecken, was man sofort hätte entdecken müssen (dachte ich damals) und habe gekauft.
    Zu teuer? Keine Ahnung. Habe das Auto mit einem guten Gefühl bezahlt und hatte (zurecht, wie ich meine) Vertrauen in den Verkäufer. Das hat sich im Wesentlichen auch im Nachhinein nicht geändert.
    Zu viel Geld trotzdem bei der Marktlage? Keine Ahnung, viel Geld trotzdem. Ich war es bereit auszugeben, weil ich von vornherein wusste, dass ich zu Kategorie 3 gehöre und das Auto immer gut pflegen würde (Unterkategorie Halb-Bekloppte). Putze ihn jedenfalls häufiger als meine Schuhe.

    Erste Fahrt von der Mosel nach Berlin - ein Traum war in Erfüllung gegangen. Gut, Radio war nicht drin, wusste ich aber. Also Bose-Box in die Mittelablage und gestreamt. Tolle Fahrt, alles prima.

    Zuhause angekommen natürlich entsprechend o.g. Unterkategorie erstmal gewaschen, getrocknet und gefönt. Auto meiner Frau, zum Glück ein Sommerauto, musste aus der Doppelgarage weichen, denn der Platz gehörte nun allein "ihr".

    Ich glaube ich bin in der ersten Nacht aufgestanden und habe geschaut, wie es dem Auto geht, kann ich aber auch geträumt haben.

    Am nächsten Morgen der Schock:

    Unter dem Motorraum jede Menge Ölflecke. Ein See, fand ich und rief sofort meinen Verkäufer an. "Oh Gott, das ist ja schrecklich!" sagte er und machte sich sofort, mit einem unabhängigen Motorbauer auf den Weg.
    Als sie ankamen lachten sich mich aus und meinten, der Motor ist frisch komplett überholt, da sind so ein paar Tropfen ganz normal. Wir tranken ein Bier und ich glaubte kein Wort, versprach aber Gelassenheit und nahm ihnen das Versprechen ab, wiederzukommen, wenn das nicht besser würde.

    Nach zwei, drei Ausfahrten wurde es weniger, mittlerweile tropft nichts mehr und der Motorraum sieht noch genauso frisch gepudert aus, wie beim Abholen. Bin also beruhigt und die beiden mussten nicht mehr kommen.

    Klasse 1, das Gefährt, was soll ich machen außer fahren?

    "Ah", sagt meine mir noch zugeneigte Ehefrau bei der nächsten Fahrt, "diese blöde Sonnenblende klappt immer runter. Kann man das Ding nicht festmachen?"
    Pagodentreff durchstöbert, Anleitung gefunden, Sonnenblende abgebaut. Aber da war nichts zu machen. Das Innenleben hatte es hinter sich. Neue, natürlich originale, Sonnenblende gekauft und die ersten Hunderter waren 'investiert'. Hätte das nicht das Gutachten von Klasse 1 zumindest gefährden sollen? Ne, dachte ich, doch nicht eine Sonnenblende.

    Ich hatte meine allererste Schrauberfahrung (na gut, Mädchentennis unterste Liga).

    Frisch ans Werk, dachte ich, wenn Du eine Sonnenblende tauschen kannst, dann ran ans Radio. Handschuhfach raus, Uhr raus und los. Kann ja nicht schwer sein.
    War es auch nicht - nach zwei Stunden. Dann endlich hatte ich irgendeinen Winkel gefunden, mit dem die Aufnahme für Lippenstifte endlich aus ihrem blöden Loch war. (Zeit wurde später nur übertroffen vom Wiedereinbau). Radio eingebaut (mit Hilfe elektronisch versierter Freunde), Uhr wieder rein und bis tief in die Nacht, das Handschuhfach in 266.753 Bewegungen locker wieder eingesetzt.

    Nach drei Monaten das nächste Malheur: Zylinder der Fahrertür steht immer raus.
    Nun, das mit Klasse 1 war jetzt aber doch bedenklich - obwohl - wer hätte das vorher ahnen können, dass es einmal sooo weit kommt.
    Das Ding rauszubauen war dann meine bis dato schwerste Arbeit, denn Türverkleidung musste raus (und später wieder rein), aber ich war ja nun auf schnellem Weg, Handwerksmeister zu werden. Es hat geklappt und ich habe mich angesichts des Innenlebens des Türschlosses für gleich einen neuen, natürlich originalen Griff mit Schloss entschieden. Ich schließe meine Tür wieder ab wie ein Großer, habe allerdings auch einen Schlüssel mehr am Bund, na ja.

    Zwei Monate später meine erste Nachtfahrt - und jetzt wurde es brenzlig: Kombiinstrument bleibt unbeleuchtet, ebenso das linke Bedienelement für die Heizung/ Lüftung.
    PT-Forum, Ullis Anleitung gelesen und auswendig gelernt. Aber den Tacho und das Kombiinstrument auszubauen, davor hatte ich doch einen gewaltigen Respekt. Zu viele Kabel und Schläuche und mit Elektrik habe ich es ja auch nicht so.
    Habe mich dann doch rangetraut und - was soll ich sagen - alle im Forum haben ihr Versprechen gehalten! Meine Hände sind - wie vorausgesagt - wieder abgeheilt!
    Rausbauen ist im Übrigen doch sehr viel einfacher, als irgendwas wieder reinzusetzen. Dafür bin ich nun Experte und gehöre eigentlich (für ein paar Sekunden lang) in Kategorie 1 (Alleskönner). Na gut, so lange wie ich bis eins zählen kann.
    Am Ende aber - alle Instrumente drin und leuchten so schön, dass ich ab da eigentlich nur noch nachts fahren wollte.

    Die jüngste Tragödie ist nun, dass mein Dachgestell (Faltdach) über den Seitenscheiben leicht durchhängt und dadurch die Tür nur sehr schwer schließt. Das war am Anfang nicht so und muss nun irgendwie gerichtet werden. Ich habe im Augenblick noch Respekt davor, es hinten (B-Säule) zu lösen und nach vorne zu verschieben. Wer weiß, ob ich das je wieder fest und die Federn eingehängt bekomme. Mal sehen, vielleicht rutsche ich kurz in Kategorie 4 und fahre zu einem Sattler mit Gestänge-Erfahrung.

    Vermutlich ist, durch die Schwergängigkeit beim Schließen der Tür, nunmehr auch der Schließkeil in der Laibung der Tür gelockert. Schrauben kann man nicht, wie ich gelernt habe. Schweißen kann ich schon mangels Equipment nicht, vielleicht tausche ich es nach dem Richten des Gestells gegen einen neuen, natürlich originalen, Keil aus. Ich denke nach.

    Sonst? Nix! Das Auto läuft traumhaft, steht ansonsten warm und ich genieße die Zeit bei der Fahrt, hier im Forum und beim Putzen (Halb-Bekloppte). Ich fand wohl das mit den zerschundenen Händen beim Ausbau der Instrumente so cool, dass ich mir das jetzt - mangels Reparaturbedarf - immer beim Waschen und Trocknen hinter der scharfkantigen Stoßstange hole. Ein Riesenvergnügen jedes Mal!

    Mein Fazit:
    Ich habe den Ehrgeiz
    a) irgendwann in Kategorie 2 aufzusteigen (wenn ich lang genug lebe) und
    b) die Michelin-Sterne der Gutachtenklasse 1 so lange zu halten wie möglich (damit die Leute auch weiterhin beim Vorbeifahren so schön winken und den Daumen nach oben strecken)

    Ich berichte weiter, wenn mal wieder ein Jahr rum ist.

    Liebe Grüße
    Oliver
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2025
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  2. ursodent

    ursodent ursus antennae

    9. Mai 2004
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    Weiter so mit der Launigkeit!

    Bei vielen läuft dabei ein Film ab!
     
    Hans-Georg, Sead und OliBru gefällt das.
  3. honeyfritz

    honeyfritz honeyfritz

    172
    23. Januar 2007
    Hallo OliBru,
    Super Bericht. Lass Dich nicht entmutigen. Irgendwas ist immer! Mir ging es vor 20Jahren ähnlich. Meine Pagode war komplett zerlegt. Hat 2 Jahre gedauert bis sie wieder lief. Ich habe die Schweißarbeiten alle von einem Bekannten machen lassen. Nur die von Dir beschriebenen Probleme habe ich auch durchgemacht.
    113 Grüßle
    Fritz
     
  4. OliBru

    OliBru Aktives Mitglied

    240
    11. Juni 2024
    Gar nicht - im Gegenteil....angefixt nennt man das wohl eher :bierkrug:
     
  5. Ulli

    Ulli Altbenzlenker

    3. April 2004
    Stimmt! :D
     
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  6. d.Hahn

    d.Hahn Aktives Mitglied Mitarbeiter Administrator

    20. November 2003
    Hallo Oliver, freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

    Wir sehen uns in Lü/Tra

    vG
    Detlef
     
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  7. Sead

    Sead Aktives Mitglied

    978
    16. Februar 2016
    Schön geschrieben!:pagode:
     
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  8. DocKlaus

    DocKlaus Aktives Mitglied

    339
    9. Juli 2016
    Wie ich schonmal bei einer PT-Tour kundtat, gab's für mich bislang eigentlich nur zwei Typen von Pagodenfahrern: "Schrauber" oder "Wäscher"! Deine vier Spezies sind aber auch recht treffend beschrieben ;).

    Ich denke, wir lernen uns demnächst auch mal persönlich kennen :bierkrug:.

    Gruß aus dem Ruhrpott
    Klaus (nur "Wäscher")
     
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  9. OliBru

    OliBru Aktives Mitglied

    240
    11. Juni 2024
    wäre schön, denn in Wahrheit bin ich auch Pottler.....
     
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  10. d.Hahn

    d.Hahn Aktives Mitglied Mitarbeiter Administrator

    20. November 2003
    Hallo Oliver, da tuen wir uns mit Klaus aber schwer.
    Zumindest beim Fussball.
     
  11. DocKlaus

    DocKlaus Aktives Mitglied

    339
    9. Juli 2016
    Nun ja, in Anlehnung an die Farben meiner beiden Oldies und in Reminiszens an Loriot werde ich seit Wim-Thoelke-Zeiten auch von einigen "Der blaue Klaus" genannt. Den fußballerischen Rest kann man sich ja denken, aber es wird schon gehen (auch wenn diese Emojis schwarz-gelb sind):bierkrug:.

    Gruß aus dem (gerade nicht so) blauweißen Pott und weiterhin viel Freude mit Deiner Pagode!
    Klaus
     
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  12. Mark-RE

    Mark-RE Aktives Mitglied

    19. Juni 2018
    Ist doch eine gute Geschichte :)

    Zu den Verdeckfedern kann ich dir nen kleine Tipp geben: Einfach ein paar M8 Karosserieunterlegscheiben in die Feder drücken, dann wird die größer und bei halb geklapptem Verdeckbügel kannst du die einfach raus nehmen und zur Seite legen und wenn du mit der Einstellung fertig bist, hängst sie wieder ein, biegst bisschen hin und her und sammelst danach die Scheiben aus dem Verdeckkasten :)

    Wenn man sich son altes Auto kauft, auch ein "vollrestauriertes", da ist immer mal ne Schraube locker, das bleibt selten aus. Da braucht man entweder eine gute Werkstatt um die Ecke oder sollte einfach mal hier und da selbst zum Schraubendreher greifen können.
     
  13. lowin

    lowin Aktives Mitglied

    18. April 2004

    Wie ich schonmal bei einer PT-Tour kundtat, gab's für mich bislang eigentlich nur zwei Typen von Pagodenfahrern: "Schrauber" oder "Wäscher"!
    Deine vier Spezies sind aber auch recht treffend beschrieben ;).
    Ich denke, wir lernen uns demnächst auch mal persönlich kennen.
    Gruß aus dem Ruhrpott
    Klaus (nur "Wäscher")

    Dem widerspreche ich vehement.
    Ich bin bekennender ´Fahrer´, kein Putzer und (heute) nur noch ein Oberflächenschrauber.
    Spiegelnde Grüße
    norbert

    upload_2025-1-25_11-12-5.jpeg
     

    Anhänge:

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  14. DocKlaus

    DocKlaus Aktives Mitglied

    339
    9. Juli 2016
    Hallo Norbert,

    nun, wie ich sehe (echt süßes Foto) läßt Du ja waschen, also bin ich mit der zusätzlichen Kategorie "Fahrer" einverstanden ;) .

    Gruß
    Klaus
     
  15. OliBru

    OliBru Aktives Mitglied

    240
    11. Juni 2024
    Als 'Halb-Bekloppter' würde ich meiner, mir noch zugeneigten, Ehefrau trotz Dankbarkeit mit Nachdruck empfehlen, das Armband vorher abzulegen.... :):):)

    Im Übrigen erinnert mich das Bild an Kindheitstage, als wir vom Vater immer Watte und Chrompaste bekamen und stundenlang Stoßtangen und andere Chromteile am VW Variant von Flugrost befreien "durften"
     
  16. lowin

    lowin Aktives Mitglied

    18. April 2004
    Danke für den Hinweis.
    Es kann aber nichts passieren, das ist eine absolut wasserdichte Uhr aus einem nicht rostenden, stahlfreien Material.
     
    MB-doc gefällt das.
  17. OliBru

    OliBru Aktives Mitglied

    240
    11. Juni 2024
    :verboten: um dieses Schmuckstück hätte ich mir dabei auch keine Sorgen gemacht :):tanzen:
     
  18. Ulli

    Ulli Altbenzlenker

    3. April 2004
    Bei einer Fahrzeugwäsche mit offenem Verdeck würde ich mir vmtl. noch ganz andere Sorgen machen. Sh. Gartenschlauch...:D

    Gruß

    Ulli
     
  19. OliBru

    OliBru Aktives Mitglied

    240
    11. Juni 2024
    Ein weiteres, ereignisreiches Jahr mit Pagode ist fast rum, Zeit für ein Update meines Erfahrungsberichtes.

    Gibt es eine Kurzzusammenfassung? Ja:
    1. Ich bin um viele Hundert Euro ärmer und um nicht bezifferbares Lebensglück reicher geworden.
    2. Hatte ich mich vor einem Jahr als 'Halb-Bekloppter' bezeichnet, so bin ich auch in dieser Kategorie ein wenig gewachsen. Auf einer Skala von 0-10 bin ich vermutlich bei einer 12 gelandet.
    3. Das Antlitz meiner Garage hat sich geändert.
    4. Die Ehe hat gehalten.

    Im Detail sieht es so aus:

    In der von mir vor einem Jahr entwickelten Kategorisierung von Pagodenbesitzern bin ich in der Kategorie 3 hängen geblieben.
    Das waren die Willigen (Die trauen sich an ein paar Sachen, manchmal auch schwierige, ran und versuchen Werkstattbesuche so weit möglich zu vermeiden. Sie haben aber doch größten Respekt und sind - zumindest am Anfang - eher besorgt was kaputt zu machen als zu heilen). Um Optimist zu bleiben habe ich diese Kategorie für mich in ihrer Bandbreite einfach etwas erweitert und befinde mich nun im oberen Viertel der Kategorie 3. Den Aufstieg in Kategorie 2 (Könner - Die machen das allermeiste selbst und scheuen sich auch nicht ein Teil zu zerlegen, von dem ich nicht mal wusste, dass man es überhaupt zerlegen kann) habe ich mir perspektivisch für 2028 vorgenommen.

    Große Schäden an der Pagode gab es nicht. Es sind im Wesentlichen die Details. Hier ein defektes Schloss, dort ein zu großer Abstand und hier und da ein Geräusch, welches vermutlich völlig normal ist, meinem wachsenden Perfektionismus aber im Wege steht.

    Blamage:

    Um es hinter mich zu bringen, das Outing der größten Blamage, die man eigentlich besser für sich behalten sollte, um das Ansehen im Forum nicht auf einen möglichen Tiefststand zu katapultieren. Egal, ich bleibe lieber ehrlich:
    Von Beginn an hatte ich etwas Probleme mit dem Kofferraumschloss. Es ging schlicht nicht abzuschließen. Schlüssel passte irgendwie nicht richtig.
    Nachdem es mir ein einziges Mal gelungen war, den Kofferraum abzuschließen, in dem ich den Schlüssel nur etwa zu drei Vierteln in das Schloss schob und es nach mehreren Versuchen auch wieder aufzuschließen war, stand fest, dass es der Zylinder sein musste, der defekt war.
    Also Schloss ausgebaut. Zylinder war nicht mehr auszubauen. Neues Schloss gekauft. Ein Schlüssel mehr, aber was solls, Hauptsache die Kiste ging zu.
    Neues Schloss eingebaut, abgeschlossen wie ein Großer. Kofferraum war zu, abgeschlossen und bleib es auch. Es ging nicht mehr, ihn aufzuschließen.
    Wissensdatenbank - Hurra! Endlich ein Grund, ei Endoskop zu kaufen! Tool gebaut und den Kofferraum vom Verdeckkasten aus geöffnet.

    Was war passiert? Das neue Schloss war falsch montiert, der Greifer war schlicht falsch herum montiert und konnte sich so im Schloss nicht mehr am Hebel vorbeibewegen. Das brachte mich auf die Idee, auch das alte Schloss noch einmal zu prüfen. Greifer auch dort justiert und im ausgebauten Zustand auf- und abgeschlossen. Funktionierte wie es sollte. Also, altes Schloss wieder eingebaut. Abgeschlossen. Große Erleichterung!
    Aber, beim Versuch wieder aufzuschließen, passte plötzlich der Schlüssel nicht mehr ins Schloss??!! 30 mal rumgeprokelt bis es mir wie Schuppen von den trüben Augen fiel (Spoiler: Vollidiot!):
    Anders als bei den Türschlössern geht der Schlüssel beim Schließvorgang ja nicht in die Ausgangslage zurück. Ergo ist er beim Aufschließen schlicht um 180° gedreht in das Schloss einzuführen. Wer soll denn auf sowas kompliziertes kommen? Ich habe dann noch zwei Stunden in der Garage verbracht und den Kofferraum einfach immer wieder ab- und aufgeschlossen. Einfach, weil ich es jetzt konnte! :tanzen:
     
    linksausdreher und hybrid gefällt das.
  20. OliBru

    OliBru Aktives Mitglied

    240
    11. Juni 2024
    Erfolge:


    Der Verdeckkasten ging mit dem Hebel innen immer nur sehr schwer zu öffnen und das Problem wurde mit der Zeit schlimmer. Hier war es nicht sehr einfach, auf das eigentlich Naheliegende zu kommen und daran trifft mich - davon habe ich mich selbst fest überzeugt - keine Schuld. Zunächst den Bowdenzug überprüft und versucht auf beiden Seiten die Länge zu optimieren. Schlösser neu gerichtet. Alles ohne Erfolg. Vermutlich, das war die logische Konsequenz, war der Bowdenzug unter der Ummantelung einfach nicht mehr beweglich genug. Hatte ja in 60 Jahren vermutlich nie einen Tropfen Öl gesehen. Also neu gekauft, geölt und eingebaut. Problem blieb.
    Nach Ausbau des Griffs innen war das Problem dann klar. Die Gewindestange, die mit dem Griff den Hebel bewegt ist am Ende viereckig. Die Öffnung im Hebel rund, sie war schlicht in 60 Jahren ausgelutscht. Das konnte nicht funktionieren. Also Hebelstange neu gekauft, Stange und Loch leicht angepasst und schwupp, nach zwei Tagen flutscht es. Ich schwöre: Der Verdeckkasten ließ sich vor 60 Jahren nach der Erstauslieferung des Wagens auch nicht leichtgängiger öffnen.

    Ein ständiges leichtes Rappeln unmittelbar links neben meines - durch jahrelanges Musizieren empfindlich geschulten Ohres - nahm ich mir auch die Fahrertür vor. Hier gab es ein leichtes Spiel im Scharnier des Bowdenzugs der Innenöffnung. Mit Kunststoffringen (den Tip habe ich mal wieder hier bekommen) und gezielten Einsatz von Fett, ist das deutlich besser geworden und es klingelt nur noch ein wenig bei schroffem Fahreinsatz über sich im Originalzustand befindende Ost-Straßen. Mein Ohr ist beruhigt.

    Schon beim Kauf der Pagode fehlte etwas im Innenraum, was mir gar nicht fehlte. Die Pappen im Fußraum, von deren Existenz ich erst im Forum erfahren hatte. Es meldete sich umgehend die Beklopptheitsskala und ich merkte sehr plötzlich den Phantomschmerz über fehlende Pappen. Habe ich besorgt (hier gibt es ja nur noch Nachbau, aber in sehr ordentlicher Qualität.
    Gekauft: Pappen für links, mitte und rechts; Verchromte Schrauben samt Zierscheiben
    Bereitgelegt: Schraubenzieher, Schere, Bleistift, Teppichmesser, doppelseitiges Klebeband, Pflaster und Verbandszeug (das lege ich eigentlich immer bereit, wenn ich was Neues anfange).
    Ging alles (viel zu) einfach. Endlich ist meine Pagode vorne komplett. Wurde aber auch Zeit.


    Gelernt:

    Gute Mechaniker, die sich mit der alten Technik auskennen, werden um den Faktor 100 seltener als die Autos selbst. Nach Ölverlust in der Servopumpe musste ich dies in einer Mercedes-Werkstatt erfahren, die eigentlich noch recht viel an den alten Autos schraubt. Der Chef hat selbst drei Exemplare, wenn auch davon nur eine Pagode. Zwar tropfte nach dem Einsatz der neu eingesetzten Dichtungen nichts mehr, aber das Lenkrad war auch nur noch zu dritt überhaupt zu drehen. Also nochmal und siehe da, ein Teil in der Pumpe wurde falsch herum wieder eingebaut. Es gab aufrichtige persönliche Entschuldigungen und damit war die Sache erledigt. Immerhin, sollte das gleiche Problem noch einmal auftreten, würde ich wieder zur gleichen Werkstatt fahren. Jetzt wissen sie ja wieder, wie es geht (hoffentlich).

    Eine weitere Lernkurve war die Tatsache, dass eine Garage sich durchaus verändern kann. Ich habe ca. 2 m³ Zeug entsorgt, welches mir bis dahin als nicht wegwerfbar erschien, auch, wenn ich es in den letzten zehn Jahren nie gebraucht hatte. Das musste einfach sein, denn es galt Platz zu schaffen für 3 m³ neues Zeug, sprich Ersatzteile und für die Pagode benötigtes Werkzeug. Dort befindet sich unter anderem nun ein neues Kofferraumschloss, falls das alte mal kaputt geht.

    Bereicherung:


    Nachdem zwei Ereignisse zusammenkamen (weitere Hilfe von einem Forumsmitglied und der Aufruf zur Organisation einer Tour) habe ich mich spontan bereiterklärt, eine Ausfahrt zu organisieren. So konnte ich wenigstens schon mal ein wenig von dem zurückgeben, was ich hier an Hilfe erfahren hatte.
    Die Belohnung war zweierlei:
    Erstens durfte ich so an der ersten Ausfahrt in Schleswig-Holstein teilnehmen. Großartig organisiert und vor allem, viele tolle Menschen kennengelernt. Prinzessin und ich wurden aufgenommen, als wären wir schon seit Jahren dabei. Außerdem gab es mir einen Einblick in die Art und Weise, wie solche Ausfahrten des pagodentreffs so aussahen. Ich konnte also mit der Planung der eigenen Ausfahrt beginnen.
    Nach 11 oder 12 Wochenenden durch die schöne Gegend fahren stand die Strecke dann fest. Programmpunkte wurden festgelegt. Nachdem ich festgestellt hatte, dass die Teilnehmer der Ausfahrt im hohen Norden ganz irdischen Gemüts waren und es nicht unbedingt ein Schloss ein musste, zu dem man fahren muss, haben wir uns entschieden. Für ein Schloss. Aber das lässt sich in und um Potsdam einfach nicht vermeiden.
    Was mich ein wenig verunsicherte war, ob ich es mir als Frischling erlauben konnte, die Kolonnenfahrt radikal zu verändern. Das war einerseits ein Risiko, andererseits eine Abwägungsfrage:

    Bei der Ausfahrt im Norden fragte ich Prinzessin hin und wieder: Wo sind wir? Wo müssen wir als nächstes abbiegen?
    Die Antwort war immer die gleiche, nämlich ein gepflegtes: "Ähhhhh...." begleitet von hektischem Blättern im eigentlich gut gemachten Roadbook.

    Da ich mir einfach nicht vorstellen konnte oder wollte, dass es in den anderen Autos einfach so fluppte, stand mein Entschluss fest, mir etwas zu überlegen, bei dem auf ein Roadbook ganz verzichtet werden konnte.

    Im Ergebnis hat es auch ganz gut funktioniert. Alle sind überall angekommen (abgesehen von einem technischen Ausfall) und im Nachhinein habe ich die Rückmeldung bekommen, dass auch andere Damen eine gewisse Erleichterung gespürt haben. Uff!


    Was ist zu erwarten:



    Im Mai steht nicht nur die nächste Tour nach Südtirol an, sondern ein erstes ganz großes Abenteuer. Von Südtirol soll es durch die Emiglia Romana, entlang der Cote d'Azur in die Provence gehen und wenn möglich dann wieder zurück nach Berlin.
    Bis dahin muss die Pagode in Bestzustand sein oder besser bleiben. Hinzu kommen, dazu habe ich mich entschieden, Sicherheitsgurte und Kopfstützen. An dieser Stelle habe ich abgewogen zwischen meiner Liebe zur Originalität der Pagode und der Sicherheit der Prinzessin. Das Ergebnis war (psssst!) knapp, aber am Ende eindeutig.

    Im nächsten Jahr berichte ich mal darüber.....
     
    r68_peter, big-bolli, jama und 6 anderen gefällt das.
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