Kühlwasser kocht über

Dieses Thema im Forum "Technik - Motor, Getriebe und Fahrwerk" wurde erstellt von Pagoden Fan, 23. März 2025.

  1. Pagoden Fan

    Pagoden Fan Aktives Mitglied

    56
    18. Oktober 2024
    Hallo Zusammen,

    jetzt habe ich ein neues Problem:
    Gestern bekam ich meinen SL von einem MBCP zurück (es wurde ein neuer BKV eingebaut) und fahre ca. 30 km über Land nach Hause, also max 90 km/h, einmal ganz kurz 120 km/h.
    Zu Hause vor der Garage lass ich ihn im Standgas laufen, fahre das Tor hoch, dauert so ca. 2 Min., da sehe ich wie es plötzlich unter dem Auto hellblau raustropft und unter der Motorhaube dampft.
    Der Kühlwasserausgleichsbehälter ist übergekocht.
    Bevor ich nun wieder mit dem MBCP Kontakt aufnehme, frage ich 'mal hier in die Runde, ob das Problem evtl. bekannt ist und um was es sich handeln kann.
    Danke für jeden Hinweis.

    Gruß

    Rainer
     
  2. WRe

    WRe Aktives Mitglied

    14. April 2009
    Hallo,
    das kann mehrere Ursachen haben.
    Was zeigte denn deine Temperaturanzeige bei diesem Vorfall?

    Wenn sich der Motor erwärmt wird dadurch das Kühlmittel erhitzt, das Kühlmittel dehnt sich aus, wie bei den meisten Flüssigkeiten. Da Fahrzeugkühlsysteme geschlossen sind – sie lassen keine Luft entweichen – kann sich das Kühlmittel nicht ausdehnen. Stattdessen gerät es unter Druck. Unter Druck stehende Kühlsysteme arbeiten dabei effektiver.Das Kühlmittel dehnt sich beim Erwärmen weiter aus und erhöht den Druck. Es erreicht schließlich den für den Kühlerdeckel angegebenen Druck. Überschüssiger Druck wird in den Kühlmittelbehälter abgelassen.

    Das Kühlsystem unserer Fz steht unter Druck (1 bar), damit das Kühlwasser nicht bereits bei 100°C anfängt zu kochen und Dampfblasen produziert, sondern erst ab ca. 120°C. Sichtbar am Kühlwasserdeckel des Ausdehnungsgefäßes. Darauf sollte eine "100" stehen. Falls nicht oder falls der Deckel defekt ist, wäre das bereits eine erste Ursache.

    Eine weitere Ursache und zugleich worst case wäre eine defekte Zylinderkopfdichtung. Hierbei gelangen Verbrennungsgase ins Kühlmittel. Dies führt nicht nur zu einem Anstieg des Drucks, sondern auch zu Blasenbildung im Kühlmittel. Ein solcher Defekt ist kritisch und sollte sofort behoben werden, da er im schlimmsten Fall zu einem Motorschaden führen kann. Schau mal unter den Öleinfülldeckel, ob sich da bereits eine weiße Masse (Öl-Wassergemisch) angesammelt hat.

    Undichtigkeiten im Kühlsystem durch die Luft eindringen kann wäre eine weitere Ursache. Wenn Luft eingeschlossen bleibt, wird die Funktion des gesamten Systems beeinträchtigt, und der Motor kann überhitzen. Desweiteren eine Unterbrechung des Kühlmittelkreislaufs.

    ...WRe
     

    Anhänge:

  3. Pagoden Fan

    Pagoden Fan Aktives Mitglied

    56
    18. Oktober 2024
    Hallo Wolfgang,

    ganz herzlichen Dank für Deine ausführliche Erläuterung. Da ich nicht so der begnadete Autoschrauber bin (schraube eher an Computern) sind solche Erklärungen für mich extrem hilfreich.
    Also, unter den Öleinfüllstutzendeckel habe ich geschaut, alles tief schwartz.
    Und auf dem Deckel des Ausdehnungsgefäß steht auch eine 100 drauf.
    Wie warm der Wagen zur Zeit des Überkochens war, habe ich leider nicht gesehen. Dazu war ich viel zu erschrocken und habe ihn erstmal ausgemacht.
    Was mir zu denken gibt ist Deine Aussage, dass erst bei hohem Druck Kühlflüssigkeit in das Ausdehnungsgefäß gedrückt wird. Als ich vom 1. Werkstattbesuch wiederbekam, ich hatte nach dem Kauf aus Sicherheitsgründen alle Flüssigkeiten erneuern lassen, hatte die Werkstatt das Ausdehnungsgefäß über die Hälfte gefüllt.
    Auch jetzt, nach dem Überkochen stehen noch ca. 3 cm Kühlflüssigkeit im Gefäß.
    Wieviel/wiehoch sollte denn überhaupt das Ausdehungsgefäß gefüllt werden?
    Nochmals danke.

    Gruß

    Rainer
     
  4. ursodent

    ursodent ursus antennae

    9. Mai 2004
    Könnte mir auch ein verschlammtes Kühlernetz vorstellen. Sind ja schon Äonen von Litern Wasser durchgeflossen (was mglw. nicht immer frisch gezapft war oder der Motor stand bisweilen Monate). Da setzt sich so manches "Korrosions-Partikelchen" ab. Es mag beim Fahren im ruhigen Modus wegen des Fahrtwindes nicht auffallen, aber bei höheren Geschwindigkeiten/Drehzahlen, besonders aber im Leerlauf reicht dann die Kühlkapazität nicht mehr und es köchelt.

    Wenn Wasserstand stimmt (im kalten Zustand bis Marke), Thermostat und Deckel in Ordnung sind, kein Ölschlamm am Deckel zu verzeichnen ist und keine Weißdampfwolken im warmen Zustand den Motor verlassen, würde ich daran mal denken.

    Reinigen des Kühlers ist nur eine temporäre Lösung - Kühlerüberholung mit Hochleistungsnetz ist zwar nicht in zwei Tagen im Fachbetrieb erledigt, wenn der Kühler aber schon Ewigkeiten verbaut erscheint, würde ich diese überschaubare Investition schon aus Prophylaxegründen vornehmen...

    Frage doch mal Norbert Lowin, der hatte es vor kurzer Zeit machen lassen.

    Michael
     
    Zuletzt bearbeitet: 23. März 2025
    goldhamme_rulez gefällt das.
  5. Pagoden Fan

    Pagoden Fan Aktives Mitglied

    56
    18. Oktober 2024
    Hallo Michael,

    danke für Deine ausführliche Antwort.
    Also werde ich morgen das Gefährt wieder anwerfen und mal schauen, ob Wasserdampf aus dem Auspuff kommt. Bei einem früheren 504 Coupe hatte ich das auch schon mal, da war es die Kopfdichtung.
    Die Markierung am Ausdehnungsgefäß werde ich mir suchen und schauen, wie hoch der Pegelstand jetzt ist.
    Und dann werde ich mal untersuchen, wann er wirklich zu warm wird und wie hoch die Temp. dann gerade ist, natürlich in Farenheit.

    Gruß

    Rainer
     
  6. diesel

    diesel Aktives Mitglied

    248
    21. März 2010
    Hallo Rainer,
    bei kaltem Motor den Ausgleichsbehälter öffnen, und den Zeigefinger hineinstecken. Dann sollte die Fingerkuppe gerade naß werden. Der Stand sollte so ausreichend sein. Fallls du die Marke nicht findest. Alles andere ist zu viel, und das Kühlwasser wird im Stand bei laufendem und warmen Motor hinaus gedrückt.

    Gruß
    Jürgen
     
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  7. H.J.

    H.J. Aktives Mitglied

    4. August 2009
    wenn Du Fahrenheit schreibst kommt der Wagen wahrscheinlich aus den USA und da wird gerne an Frostschutz gespart was zu Verkalkung/Korrosion im Kühlsystem führen kann, lg Heiner
     
  8. Ulli

    Ulli Altbenzlenker

    3. April 2004
    Moin,

    mich würde interessieren, was für ein Kühlmittel ursprünglich drin war und welches nachgefüllt wurde. Nicht alle Kühlmittel vertragen sich miteinander, sondern können verklumpen und den Kühlkreislauf verstopfen. Im Idealfall sollte Glysantin G 48 drin gewesen und nachgefüllt worden sein.

    Gruß

    Ulli
     
    MB-doc und goldhamme_rulez gefällt das.
  9. lowin

    lowin Aktives Mitglied

    18. April 2004
    G48 oder eine andere silikathaltige ´Kühlwasserveredelung´(Mercedessprech) sollte es sein.
    Das ergab ein Test in der Oldtimerpraxis vor wenigen Jahren.
    Gruß
    norbert
     
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  10. Pagoden Fan

    Pagoden Fan Aktives Mitglied

    56
    18. Oktober 2024
    @Jürgen
    danke für den Tip. Habe ich eben gemacht. Die Markierung habe ich tatsächlich nicht gefunden, aber wenn ich meinen Zeigefinger reinstecke komme ich immer noch gerade so an das Kühlmittel ran, trotz Überkochens. D.h. da muss sehr viel zu viel drin gewesen sein. Allerdings weiss ich nicht, ob ich einen Normfinger habe ;)

    @heiner
    ja, dass stimmt, der Wagen wurde 1991 aus den USA, Florida, nach Deutschland reimportiert. Hier in D ist er dann noch ca. 18.000 km gelaufen, in 34 Jahren :(

    @Ulli
    habe ich gerade bei meinem örtlichen MBCP nachgefragt. Von denen habe ich mir im November vorsichtshalber alle Flüssigkeiten tauschen lassen. Sie haben G11, hellblau, reingekippt, warum auch immer...

    Nochmals Danke an alle für die vielen Informationen.

    Gruß

    Rainer
     
  11. lowin

    lowin Aktives Mitglied

    18. April 2004
    Ich heiße nicht Kassandra. Wollte aber trotzdem mal nachschauen.
    Eine KI sagte mir folgendes:
    Nichtsilikathaltige: Da hier anstelle von Silikaten in erster Linie Salze organischer Säuren (organic acids) als
    Inhibitoren verwendet werden, spricht man hier auch von der OAT (organic acid technologie) – Technologie.
    Aufgrund ihrer guten Löslichkeit lassen sich diese Inhibitoren deutlich höher dosieren als Silikate und
    gewährleisten hierdurch einen Langzeitschutz, der längere Wechselintervalle bzw. Lebensdauerfüllungen
    ermöglicht.
    Nachteilig ist hier allerdings, dass zur Entfaltung des Oberflächenschutzes auf Aluminium zunächst eine
    Anfangskorrosion stattfindet, die bei empfindlichen Kühlsystemen bereits zu Verstopfungen im Kühler führen
    kann
    . Daher sind mittlerweile auch Kombinationen (Hybride) dieser beiden Technologien auf dem Markt präsent.

    Viel Glück
    norbert
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. März 2025
  12. ursodent

    ursodent ursus antennae

    9. Mai 2004
    Die sind leider kein Garant für Kompetenz, im Gegentum, hier im Forum gibt es viele Episoden zu lesen, bei denen fundiertes Fachwissen anzutreffen war wie bisweilen Parkplätze im Weltenall.

    Ein sehr guter Freund hatte Erlebnisse z.B. bei einem frühen 250er mit falschem Hauptbremszylinder (einen für Trommel hinten verbaut bei 250er, der leider schon Scheiben hat!!) und weiterhin der Aussage, Mercedes hätte immer schon ein Einschlüsselsystem gehabt. Es gab sehr teure Nacharbeiten mit einem neuen Türgriff, da der meisterhaft eingeführte Zündschlüssel natürlich abbrach....
     
    goldhamme_rulez und MB-doc gefällt das.
  13. Eberhard G.

    Eberhard G. Aktives Mitglied

    422
    27. Oktober 2006
    Hallo Rainer,

    auch eine zu magere Gemischeinstellung kann zu erhöhter Wärmeentwicklung im Motor führen, die im Stand nicht in ausreichendem Umfang an die Umgebung abgegeben werden kann. Insofern würde ich auch einen Blick auf Gemisch- und Zündeinstellung werfen. Möglicherweise wird Falschluft infolge der Arbeiten am Bremskraftverstärker angesaugt.

    Grüße und viel Erfolg
    Eberhard
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. März 2025
  14. kdskw

    kdskw Aktives Mitglied

    652
    18. März 2014
    Ich hatte bei meinem MGB auch ein Überhitzungsproblem. Der Motor war neu aufgebaut, der Kühler alt. Es hat sich anscheinend das neue Frostschutzmittel (Typ ?) Nicht mit den Ablagerungen im Kühler und der Heizung vertragen. Beim Ablassen der Flüssigkeit kam eine braune Brühe, würde als dunkles Bier durchgehen raus. In der Wanne bildete sich eine mehrere cm hoher Schaumkrone. Vermutlich hat die Pumpe nur noch schaumgeschlagen. Ich habe das System mehrmals durchgespült und mir im Kühler ein neues verstärktes Netz einbauen lassen. Jetzt ist alles ok.
    Viele Grüße Klaus
     
  15. goldhamme_rulez

    goldhamme_rulez Aktives Mitglied

    20. Juli 2004
    Moin @Pagoden Fan,

    hattest Du nochmal Kühlflüssigkeitsprobleme oder hatte der Azubi bei MB damals einfach zu viel eingefüllt?

    Bei Deinen Testfahrten im Hochgeschwindigkeitsbereich sollte der Motor ja ordentlich warm geworden sein ;).

    Herzlichen Gruß
    Oliver
     
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  16. Pagoden Fan

    Pagoden Fan Aktives Mitglied

    56
    18. Oktober 2024
    Hallo Oliver,

    danke für Deine Nachfrage.
    Also, damals als er mir später übergekocht ist, bin ich vorher auch über Land gefahren, aber max. 110 km/h. Zu diesem Zeitpunkt waren auch keine Auffälligkeiten im Bereich der Temperatur zu sehen. Als ich ihn dann vor der Garage im Standgas habe laufenlassen während das Garagentor rauffuhr, ist er übergekocht. Leider war ich da so in Panik, dass ich einfach nur den Motor ausgemacht habe ohne auf die Temp zu achten.
    Auf Grund der Vorschläge aus diesem Forum habe ich ein paar Tage später noch einmal eine Runde gedreht, da blieb dann alles Cool.
    Trotzdem habe mir von MB einen neuen Kühlflüssigkeitsbehälterdeckel besorgt und den drauf geschraubt, sicher ist sicher.
    Mit diesem bin ich gestern die etwas schnellere Runde gefahren. Sowohl während der höheren Geschwindigkeit als auch im Standgas bliebt die Anzeige ziemlich waagerecht stehen (hab 'nen Ami, weiss nicht so genau wieviel Fahrenheit das ist).
    Jetzt war es gestern hier abe auch nicht so warm, max. 15 Grad. Ich werde es auf jeden Fall weiter beobachten, denke mir aber, dass der Vorratsbehälter zu voll war.

    Gruß

    Rainer
     
  17. WRe

    WRe Aktives Mitglied

    14. April 2009
    Temperaturanzeige C/F
     

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  18. Pagoden Fan

    Pagoden Fan Aktives Mitglied

    56
    18. Oktober 2024
    Hallo Wolfgang,

    danke Dir!
    Das ist echt mal nützlich.

    Schönen Sonntag.

    Gruß

    Rainer
     
Müller Classic Motors
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