Muss man das ÖL in der Servolenkung wechseln?

Dieses Thema im Forum "Technik - Motor, Getriebe und Fahrwerk" wurde erstellt von schlüssellos, 25. Juni 2010.

  1. schlüssellos

    schlüssellos Aktives Mitglied

    4. Februar 2009
    Hallo,

    muss man das Öl in der Servolenkung wechseln ?
    Und was ist mit dem Filter im Vorratsbehälter ?

    In der Betriebsanleitung ist nur vom Nachfüllen die Rede, aber ob die an eine 40 jährige Nutzung gedacht haben ?

    Ich habe mal in den Vorratsbehälter geschaut: Das Öl ist rotbraun gefärbt aber ganz klar, man kann gut die Strukturen darunter erkennen. Es ist allerdings deutlich unter der Marke und ich frage mich, ob ich einfach nur ATF nachschütten, oder doch lieber ÖL und Filter wechseln soll.

    Gruß, Felix
     
  2. pagodeW113

    pagodeW113 Aktives Mitglied

    572
    2. September 2005
    Hallo Felix,

    jetzt mal im Ernst.

    Welchen schweren Schaden könntest Du deinem bzw. einem Auto mit frischem Öl und Filter zufügen ? :(:confused:

    Vorausgesetzt Du kippst das richtige Öl rein und baust den richtigen Filter ein.
     
  3. Lindi

    Lindi Aktives Mitglied

    203
    6. September 2004
    Hallo Felix,

    schliesse mich dem an, nur zwei Dinge noch dazu.

    Die beschrieben Farbe ist die der ATF. Filter soll regelmässig gewechselt werden, ist auch Wartungsvorgabe.

    Beste Grüsse
    Lindi
     
  4. IXXI

    IXXI Aktives Mitglied

    55
    21. Juni 2004
    Hallo

    Ich mache die Servolenkungsfilterkontrolle in etwa mit dem Abstand vom Getriebeölfilter (alle 45000 km grosser Filterdienst).
    Wie sich das Servoöl entwickelt bekommt man ja bei jeder Inspektion einigermassen mit.

    Wenn nötig wird der Behälter leergesaugt und nach der Reinigung mit frischem ATF befüllt.
    Der pröse Filterring im Behälter ist auswaschbar erst wenn der verzogen ist muss man denn erneuern.

    Bei hohem Partikelanteil sind meist die Servoschläuche in Aufflösung die sind nicht so teuer und auch relativ zügig zu wechseln (OK den Rücklaufschlauch über die Stutzen bekommen ist harte Arbeit).

    Die Ölstandsmarke ist Maximalpegel für heisses Öl. Bei kaltem Öl sind ca 5mm unter dem Strich typisch.
    Überbefüllung wird meist zügig rausgeschwitzt kommt meist durch die Entlüftung unter der Verschlusschraube.
    Vickers ist da weniger kritisch als die ZF Pumpen.

    Wie lange das Servoöl durchhält ist umstritten die Ölhersteller bzw deren Technische Beratung sind sich nicht einig, die meisten sprechen von Lebensdauerfüllungen wobei die Lebensdauer eines modernen Autos durch das Ende der Gewährleistung auf minimal 3-5 Jahre ausgelegt ist, danach freut sich die Markenwerkstatt auf Umsatz. Zu was bitte das Öl erneuern wenn man einfach abwarten kann bis das Altöl ganze Komponeten schädigt deren Reperatur Tausch mehr Umsatz generiert ?

    Generel wer mit dem Auto nur cruist und es locker angehen lässt wird das Öl weniger belasten als der knackige Sportfahrer der ständig das Auto am Lenkrad wuchtet. Mit einem Ölkühler könnte man die Lebensdauer verlängern.

    Grüsse
     
  5. schlüssellos

    schlüssellos Aktives Mitglied

    4. Februar 2009
    Danke für Deinen ausführlichen Beitrag !

    Da habe ich noch zwei Fragen: Wie stellst Du fest, ob es nötig ist ?
    Womit wird der Filter gewaschen ?

    Beste Grüße, Felix
     
  6. pagodeW113

    pagodeW113 Aktives Mitglied

    572
    2. September 2005
    Was machen denn deine anderen Baustellen ?
     
  7. schlüssellos

    schlüssellos Aktives Mitglied

    4. Februar 2009
    Volker,
    gibt es einen besonderen Grund, warum Du den Beitrag von IXXI so ins Lächerliche ziehst ?

    Gruß, Felix
     
  8. IXXI

    IXXI Aktives Mitglied

    55
    21. Juni 2004
    Hallo,

    das Ölwechselthema ist komplex ich versuche gerade eine definitive Aussage zu recherchieren. Der Zeitaufwand dafür ist aber asymetrisch zu dem Erkenntnissgewinn. Und ich bin mir nicht mal sicher ob es eine gültige Aussage gibt.

    In den US Werkstattanweissungen der 60er waren Servolenkungsöl erneuern bei der ganz grossen 60,0000mls Inspektion (Quasi der C-Ceck des Autos) vorgeschrieben.
    Davor gabs nur die Filterwartung im Intervallrhytmus der Automatik.
    Das Thema ist leider komplex und hat sich über die letzten 40 jahre öfters neu definiert in den frühen 60ern gabs noch keine ATF Unter-Spezifikationen der "Wundersaft" wurde exclusiv von GM/Dupont hergestellt und der Dollarkurs machte den Getriebeölwechsel so teuer wie einen Kupplungsservice.
    Warum man bei Daimler die Servo mit ATF Öl konstruiert hat wird wohl damals gute Gründe gehabt haben.
    In den 90ern wurde zB bei Daimler von ATF auf Pentosin "umgeöllt" weil das Pentosin weniger aggressiv ist und längere Standzeiten hat.
    Später hat man dann wieder das neue Synth ATF eingefüllt.
    Es gibt auch diverse Ansichten ob man das Öl nur im Behälter erneuert oder dass System durchspült und komplett neu befüllt. Damit das noch unübersichtlicher wird empfiehlt man für ZF Pumpen andere Methoden als für die Vickers Pumpen.

    Und damit das noch interessanter wird während bei der Konkurenz die Servopumpen und Lenkgetriebe bei "Wartungsrückstand" verschleissen oder versagen kennt man derlei Probleme bei Benz erst seit den 80ern bzw erst nachdem irgendein Pfennigfuchser ab Mitte der 90er den Ölfilter im Servobehälter wegrationalsiert hat.
    (Der Pfennigfuchser sass wohl bei ZF der denn unter dem Kostendruck der Hersteller entstehenden Verdienstausfall als Reparturaufwand im Interesse aller Beiteiligten "nachverlagert" hat, die typischen Ersthandkunden juckt doch nicht wenn nach 5 Jahren die Ausfallwahrscheinlichkeit bei 10% liegt und man meist noch das Lenkgetriebe mit erneuern darf, ich warte immer noch drauf dass die Lonlifeölblase der Hersteller platzt bzw im Ausland sind diverse BMW oder Daimler Autos gebraucht schon unverkäuflich)

    Für Laien und Mechatronicer ist der Ölzustand schwer abzuschätzen dafür gibts für viel Geld eine Ölanalyse.
    Bei 0,5l Ölwechselmenge lohnt keine Ölanalyse ausser man will den Verschleisszustand ermitteln und länger beobachten. Alte KFZ Mechaniker nehmen einfach einen Tropfen zwischen Daumen und Zeigefinger und ersetzen damit ein teueres Tribometer (Oft auch als Falextester bekannt).
    Der Tropfen wird"verrieben" und dann kommt langjährige Erfahrung nach 100ern Ölwechseln wie sich das Öl anfühlen sollte (Meist hat man eh beim lösen der Ölablasschraube Öl an den Fingern, wenn nicht, beim Filterausbau gehts auch). Motor-Öl ist nicht unbedingt Gesundheitsfördernd aus Arbeitsschutzgründen dürfte die traditionele Methode wohl nicht mehr zulässig sein.
    Die Geschmacksprobe wurde mir noch von meinem Lehrmeister erklärt, der hatte auch noch eine Ölzustand&Misch Messvorrichtung für Daimler Benz Flugmotore und zwar DB603 und DB605 wo man den 36 bis 50l Ölwechselintervall auf optimale Länge strecken musste.

    Es ist reine Schätzung und je verschlissener das Öl um so Wässriger fühlt es sich an und um so mehr reiben die Fingerkuppen. Bei einem frischen Öl fühlt man den anderen Finger nicht. Bei verschlissenem Öl fühlt man das Rillenprofil.
    ATF Öl ist kein Motoröl und da muss man einfach mal frisches ATF mit dem gebrauchten ATF aus dem Getriebe vergleichen und dann mal den Finger mit Öl aus der Servolenkung benetzen. Dann hat man 3 Ölproben zum vergleichen als Schätzbasis.

    Als Drucköl für die Servo ist die Schmiereigenschaft des ATF nicht so wichtig man nutzt aber die Fähigkeit des ATF Schwebestoff einzubinden. Irgendwann ist die Sättigung erreicht und Schwebstoffe werden dann nicht mehr zum Filter transportiert.

    Ich würde mal als Tipp für den Amateur sagen das man sich einfach an der Ölfarbe orientiert und sobald man schwarze Partikel findet hat man entweder Verschleissreste oder sich aufösende Gummimaterialen vor sich. Wer sicher gehen will kann einen kleinen Magnet im Behälter versenken und fängt dann die Microfeinen Metallpartikel ab aber nicht die Alupartikel.

    Aus meiner Sicht macht es keine Sinn denn Dreck die ganze Zeit umzuwälzen wenn man in 15-30 Minuten einen Grossteil davon raus bekommt.
    Aber es gibt auch die Sicht es einfach so lange drin zu lassen bis was Kaputt ist wenn überhaupt was kaputt geht und sich auf lange Sicht der Zusatzaufwand nicht rechnet.

    Denn "Keramik" Filter reinigt man mit Waschbenzin, Kalttreiniger, Spiritus oder heutzutage im Ultraschallbad. Nach dem reinigen blässt man mit sanftem Druck von innen nach aussen durch und dann lässt man denn noch etwas trocknen. Auf jeden Fall soll man auch den Behälter Innen auswischen. Klopapier ist schlecht weil es Fasern hinterlässt.

    Da der Keramikfilter an der Unterseite mehr verdreckt als oben unter dem Deckel dreh ich denn bei der Remontage um 180° damit das Teil gleichmässig "verschleisst".

    Da der "Keramikfilter" nicht die Welt kostet kann man denn auch als Wegwerffilter behandeln.

    Der keramikfilter verformt sich mit der Zeit wobei es Autos gibt wo der Filter nur Ovaler wird und leicht bauchig und woanderst verdreht er sich und bekommt unparallele Aufstandsflächen. Ich vermute das hängt mit der maximalen Öltemperatur zusammen.

    Hier ist der Kermikfilter abgebildet:

    [299022] Filter am Servo Behälter im Bildkatalog; SLS Ersatzteile - Mercedes-Benz 230SL 250SL 280SL Pagode (R113/W113)

    Falsche Pumpe, falsches Baujahr und Ausführung mit Wegwerffilter aber informativ:
    Mercedes Power Steering Fluid Service
    PeachPartsWiki: Power Steering Filter Change and Fluid Flush

    Und wie ich schon mal oben angedeutet habe; es gibt eigentlich keinen Generalfahrplan wann man das Servoöl erneuern muss.
    Bei einigen Autos bleibt das Öl jahrelang sauber bei anderen ist es zügig wieder trübe und hat Partikel im System. Das hängt zum Teil davon ab welche Vorgeschichte das Auto hatte aber aufällig ist wenn eine Pagode mal restauriert wurde und die Lenkung überholt erneuert und man dann den Ölstand/Verschleissverlauf verfolgt ist eigentlich ewig Ruhe. Bei US Autos mit unbekannter Servicehistorie (meist keiner) hat man immer leicht Partikel im Öl die dann irgendwann das versagen von der Lenkung vorankündigen weil die Pumpe immer weniger Druck macht und Geräusche hörbar werden. Dann kann man mit dem Ölwechsel noch die Restservicezeit der Lenkung verlängern und wenn der Kunde 2 Monate im Jahr/2000km fährt dauert es noch Jahre bis man die Servolenkung aufarbeiten muss.
    Man darf nur nicht zu lange warten weil sonst das Lenkgetriebe zu viel internen Verschleiss hat und damit mehr als nur eine Überholung braucht.

    Grüsse vom Orakel aus Benzi
     
  9. Coup

    Coup W111C

    920
    25. März 2009
    Da hast du was falsch verstanden, denn das bezog sich sicher nicht auf die immer lesenswerten Beiträge von IXXI!

    :blumenstrauss:
     
  10. schlüssellos

    schlüssellos Aktives Mitglied

    4. Februar 2009
    Genau, ich finde die Beiträge von IXXI wirklich spannend, darum hat mich der Toilettenpapiervergleich von Volker auch sehr erstaunt!

    Aber vielleicht war das nur als Scherz gemeint, den ich dann nicht richtig gewürdigt habe; Schwamm drüber!

    Gruß, Felix
     
  11. 230SLblue

    230SLblue Aktives Mitglied

    479
    9. August 2005
    Mercedes-Benz Betriebsstoff-Vorschriften

    Wirklich? Würde mich sehr interessieren wann DB "neues" synthetisches ATF für die Servolenkung freigegeben hat.
    Laut der zur Zeit gültigen Betriebsstoff Vorschriften für Lenkgetriebe
    (MB 236.3 - Lenkgetriebeöle (ATF, Spezifikation 236.3) - Mercedes-Benz Betriebsstoff-Vorschriften) sind keine ATFs dabei (Gulf ATF MX gibt es nicht mehr).
    Warum nicht MB 236.3 Lenkgetriebeöl A 000 989 88 03 oder das Febi-Bilstein Produkt: Lenkgetriebeöl (FEBI BILSTEIN) Lenkung - 08972 ?
    Ich wünsche man könnte das hier in den Staaten so günstig kaufen.
     
  12. hallolo

    hallolo zurück in D

    675
    25. Mai 2008
    Pentosin

    ... auch ich denke, daß in den 90ern erst auf Pentosin 7S und dann Ende der 90er auf Pentosin 11S umgestellt wurde. Pentosin 7S war ein schlimmes Öl für die Gummis der Schläuche. Aktuell kommt mW ein pentosinähnliches Öl von Texaco in der Serie zum Einsatz (aus Kostengründen)

    Pentosin (Farbe: grün) ist zumindest teilsynthetisch, da es bei niedrigen Temperaturen eine wesentlich niedrigere Viskosität hat als die roten ATF-Öle. Ausserdem schäumt es nicht so stark und löst (ja löst) auch weniger Wasser, was der Geräuschbildung der Pumpe am Lenkanschlag zugute kommt.

    Ich denke, daß die Servolenkungen recht robust auf diese Öle reagieren, mischen sollte man vermeiden und da wir alle nicht in der Kälte fahren, sollte ein normales ATF-Öl 236.3 es auch beim Ölwechsel tun.

    Gruß

    Michael

    PS: Wenn der Ölstand gesunken ist, sollte man trotz allem erstmal den Grund suchen warum. Das Servoöl kommt nämlich sonst nicht weg, außer durch ein Leck !!!!!!
     
  13. lowin

    lowin Aktives Mitglied

    18. April 2004
    Shell Donax TM = ATF A Suffix A

    Es gibt von Shell ein ATF Suffix A.

    Shell Donax TM Automatikgetriebeöl Type A Suffix A
    Shelltext: Hochwertiges Kfz-Getriebe- und Hydrauliköl. Im Ursprung ein Öl für automatische Getriebe gem. GM-Spezifikation ATF Type A Suffix A (TASA) und daher mit allen ATF-typischen
    Eigenschaften ausgestattet: Niedrige Nennviskosität, extrem gutes Kälteverhalten, sehr niedriger Pourpoint, gutes Viskositäts-Temperatur-Verhalten, gutes Lasttragevermögen und gute
    Oxidationsstabilität, geringe Neigung zur Schaumbildung. Wird deshalb bevorzugt in synchronisierten Mercedes-Benz Handschaltgetrieben gem. Blatt 236.2, in Nutzfahrzeugen mit Allison
    Getriebautomaten gem. Allison C-4 und Getrieben gem. den Empfehlungslisten von Renk und anderer Hersteller eingesetzt. Als Hydrauliköl für Servolenkungen geeignet.

    Erfüllt GM (ATF Type A Suffix A), Allison C-4, MAN 339 Typ A, Mercedes-Benz 236.2 und 236.5, Renk.
     
  14. 230SLblue

    230SLblue Aktives Mitglied

    479
    9. August 2005
    Ist von DB als Automatikgetriebeoel zugelassen (236.2 + 236.5) aber halt nicht fuer die Servolenkung (236.3).
     
Schlagworte:
Müller Classic Motors
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